Rote Seitenblicke

Jens Knoll

Am 26.4.1986 kam es im AKW Tschernobyl zu zwei Explosionen. Massen an radioaktivem Material traten aus, verseuchten das umliegende Gebiet sowie durch den Wind ganz Westeuropa. Am 11.3.2011 führte ein Erdbeben im AKW Fukushima zu drei Kernschmelzen, große Mengen von radioaktivem Kühlwasser spülten ins Meer, die Langzeitschäden sind nicht abzuschätzen. Heute laufen alle stehenden Kraftwerke in Japan wieder, neue sind in Planung.

Die Atomlobby ist mächtig, auch hierzulande. Während die Bundesregierung sich groß mit der “Atomenergiefreiheit” Österreichs rühmt, ist der Staat nicht nur als Abnehmer, sondern auch als Förderer der Atomenergie aktiv. Als Mitgliedsstaat des EURATOM-Vertrags beteiligt sich Österreich an Förderung und Forschung von Plutonium (Ausgangsmaterial von Kernwaffen) und von AKWs. Ex-Kanzler Schüssel kassiert hunderttausende Euro als Aufsichtsrat von RWE, dem größten deutschen Atomenergieerzeuger. Firmen wie Strabag verdienen am AKW-Bau. Und AKW-Betreiber haben in Folge der Privatisierungen Anteile an österreichischen Landesenergiebetreibern. RWE besitzt ⅓ der Kelag (Kärnten), der deutsche (Atom)energiekonzern EnBW hält ⅓ an der EVN (NÖ) und die französische EdF hält ¼ der Energie Steiermark. Die Regierung hat es durch den Zertifikatehandel ermöglicht, dass Atomstrom letztlich nicht als solcher aufscheint. Womit private und öffentliche Energieunternehmen fleißig Atomstrom einkaufen. Die nachhaltigste Zerstörung von Natur und Mensch im Kapitalismus, jene durch Atomenergie, ist auch in Österreich daheim

 

Erscheint in Zeitungsausgabe: