Red Bull goes Hochkultur

Neben dem Geschäft mit Energy Drinks und Extremsport hat das Unternehmen Kultur als Profitquelle entdeckt.

Seit geraumer Zeit strahlt der Red Bull-eigene Privatsender ServusTV ein eigenes Kulturprogramm aus. Zu diesem Zweck wurden der ehemalige Staatsoperndirektor Ioan Holender und Matthias Hartmann, der entlassene Direktor des Burgtheaters, eingestellt. Holender moderiert wöchentlich die Sendung „Kultour“, während Hartmann zum eigens für ihn geschaffenen „künstlerischen Leiter“ ernannt wurde.
Es ist nicht neu, dass sich Red Bull in neue Sphären einkauft. Mit eigenen Extremsport-Events führt das Unternehmen seit Jahren ein bewusst gefährliches Vermarktungskonzept für seine Getränke. Um das eigene Image als sportliches Unternehmen zu fördern, wird es in Kauf genommen, dass in regelmäßigen Abständen SportlerInnen dabei ums Leben kommen. Auch beim Engagement in Richtung Kulturszene steht also nicht die gefundene Liebe zur Kultur an sich im Vordergrund, sondern die finanziellen Interessen von Red Bull. Interessant ist vor allem Hartmanns Werdegang. Unter seiner Leitung wurde das Burgtheater 2013/14 von einem Finanzskandal geschüttelt. Seine Stellvertreterin Silvia Stantejsky wurde im Dezember 2013 wegen Ungereimtheiten bei den Finanzen suspendiert. Insgesamt fehlten 2,7 Millionen Euro im Budget. Am 11. März 2014 wurde Hartmann wegen seiner Mitverantwortung ebenfalls entlassen. Dass Mateschitz nun neben Fußballvereinen und der Formel 1 sich massiv in die Kultur einkauft, lässt erahnen, wie viel Geld er haben muss. Vor dem Hintergrund der Schließung des Essl-Museums nach der Baumaxpleite zeigt sich die Gefahr solcher Entwicklungen. Denn vor allem die Kultur steht momentan auf der Kürzungsliste. Engagement von Superreichen in diesem Bereich liefern der Politik den Vorwand für weitere Einsparungen. Vor allem stellt sich die Frage, wer bei Servus TV bestimmt, welche Personen und Inhalte im Programm vorkommen? Wer bekommt Förderungen? Solche Entscheidungen haben keinen geringen Einfluss auf die Kulturszene und zeigen, wie gefährlich die Machtkonzentration bei einzelnen KapitalistInnen werden kann.

 

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