Pakistan: Sieg und Niederlage im Streik der TelekomarbeiterInnen

TelekomarbeiterInnen erzwingen Zugeständnisse – Kampf gegen Privatisierung ist jedoch nicht zu Ende.
Laura Rafetseder

Drei Wochen waren die 60.000 Beschäftigten der noch staatlichen Pakistanischen Telekom (PTLC) im Streik gegen Privatisierung. Aufgrund der militärischen Repression durch die pakistanische Regierung kam es sogar zu einer zwischenzeitlichen Besetzung der Geschäftszentrale der PTLC durch 4000 ArbeiterInnen. Nun hat eine der neun Gewerkschaften des Aktions- und Streikkomitees einem Deal der Regierung zugestimmt und damit die Streikenden gespalten.

Massenverhaftungen

Das Regime Musharrafs stand unter enormem Druck, den Widerstand der ArbeiterInnen gegen die geplante Privatisierung der Telekom zu brechen.  Die Regierung fürchtete unter anderem, dass der Streik potentielle Investoren abschrecken würde, und damit auch weitere Privatisierungen gefährdet wären. Sie war daher auch zu Zugeständnissen gezwungen, darunter eine 30%-Lohnerhöhung, keine Kündigungen für ArbeiterInnen, die vor 1992 eingestellt worden waren, u.a. Im Gegenzug allerdings verlangte die Regierung nicht nur ein Ende des Streiks sondern jeglicher Opposition gegen die Privatisierung.  Zusätzlich hatte das Regime Musharaffs militärische Repression eingesetzt und 1.100 GewerkschafterInnen verhaftet. Das Aktions- und Streikkomitee verhandelt nach wie vor mit der pakistanischen Regierung, weigert sich jedoch diesen Deal der Regierung zu unterschreiben.  Gefordert wurde vor allem ein Ende der Repression: Während ein Großteil der verhafteten GewerkschafterInnen zwar wieder frei ist – unter anderem dank der  internationalen Solidaritätskundgebungen –, befinden sich bis zu 15 führende GewerkschafterInnen nach wie vor in Haft.

Massenunterstützung

Der Kampf der pakistanischen TelekomarbeiterInnen hat breite Unterstützung unter der pakistanischen ArbeiterInnenklasse. Obwohl die Arbeit von den PTLC-ArbeiterInnen wieder aufgenommen wurde, gibt es eine klare Stimmung gegen die Telekomprivatisierung unter der pakistanischen Bevölkerung. Auch in jener Gewerkschaft, die den Deal der Regierung unterzeichnet hat, der Employees’ Union, gibt es Opposition zu diesem Deal von Seiten der Basis. Teile der lokalen Führung der Employees’ Union haben bereits angekündigt mit ihrer Gewerkschaft zu brechen. Die Spitzen der Employees’ Union konnten aufgrund des Unmuts der Basis nicht einmal Betriebsversammlungen abhalten, um den Deal abzusichern.

Teilerfolg

Viele Telekom-ArbeiterInnen sind nach wie vor wütend und enttäuscht, dass die Privatisierung nun doch begonnen wurde. Der Kampf wird allerdings nicht als vollständige Niederlage gesehen, eher als sowohl Sieg wie auch Niederlage –  Sieg, weil die Regierung zu Zugeständnissen gezwungen wurde und Niederlage, weil die Regierung den Privatisierungsprozess einleiten konnte.Die AktivistInnen des Streiks ziehen bereits Schlussfolgerungen aus diesem Kampf. Sie sind entschlossen, Widerstand gegen etwaige Angriffe des neuen Managements – 26% der Anteile wurden bereits verkauft – zu leisten und weitere Privatisierungen zu verhindern. Sie fordern außerdem die Wiederverstaatlichung aller privatisierten Industrien, diesmal unter demokratischer Kontrolle und  Verwaltung durch die Beschäftigten.  Der Kampf zeigt auch, dass es dringend nötig ist, für einen kämpferischen Kurs und demokratische Strukturen in den Gewerkschaften einzutreten. So sollten zum Beispiel FunktionärInnen nicht mehr als einen FacharbeiterInnenlohn verdienen, damit sie auch tatsächlich die Interessen ihrer Basis vertreten können. Internationale Proteste sind nach wie vor nötig, um die Freilassung aller GewerkschafterInnen der PTCL  zu erzwingen und künftige Repressionen durch die pakistanische Regierung zu verhindern.

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