Noch ein Bericht vom KBA-Streik

Sonja Grusch

Mittags wieder bei KBA-Mödling. Die Stimmung ist gedrückter, als noch in der Früh. Die KollegInnen sind den ganzen Tag nur herum gesessen. Dieses passive Warten führt zu Frustration. Dabei gibt es so viel zu tun: Diskutieren und gemeinsam entscheiden, welche Forderungen aufgestellt werden. Die nächsten Schritte planen - z.B. eine Demonstration, Solidaritätsdelegationen einzuladen aus anderen Betrieben oder andere Betriebe zu besuchen. Eine Aktion in Mödling z.B. beim Bahnhof oder Einkaufszentrum, um möglichst viele Menschen zu informieren. Eine Streikzeitung oder eigene Streikflugis zu schreiben. Eine Streik-Facebook-Gruppe zu starten. Alles Maßnahmen um selbst die Öffentlichkeit zu informieren und das nicht den Medien zu überlassen, die ja nicht immer auf Seiten der Beschäftigten sind. Dass der Streik weitergehen wird ist für alle klar. Die Drohungen der Geschäftsleitung haben eher zu einer "jetzt erst recht" Stimmung geführt. Diese kommt bereits mit den nächsten Drohungen. Das Gerücht geht um, dass nicht nun gleich der ganze Standort dichtgemacht werden soll, quasi als Rache für den Streik. Doch so leicht ist das nicht. Die KollegInnen sind hochqualifiziert, ihre Arbeit kann nicht einfach über Nacht verlagert werden.

Als ein UPS-Laster mit einer Lieferung vorfährt, offenbart sich die Streikentschlossenheit der KollegInnen. Der Wagen wird mit einem lauten "Auf Wiedersehen!" begrüßt. Der verdutzte Fahrer fragt, warum. Antwort des Portiers: "Wir sind im Streik. Da kommt nix raus, und nix rein" - "Und was mach ich jetzt mit den Packerln?" - "IS MIR WURSCHT, WAS DU MIT DEN PACKERLN MACHST! WIR STREIKEN!"

In den nächsten Tagen geht es auch um den Abtransport der Maschinen. Es ist nicht davon auszugehen, dass die KollegInnen von KBA die Demontage durchführen werden. Das ist gut so! Doch was tun, wenn dazu Leute von außerhalb kommen? In vielen Ländern sind die Maschinen durch Betriebsbesetzungen und Blockaden vor dem Abtransport geschützt worden. Auch hierzu braucht es praktische Solidarität. Z.B. indem der ÖGB zu einer Solidaritätskundgebung vor dem Werk aufruft, um den Abtransport zu verhindern.

Unklar ist auch, was das eigentliche Streikziel ist. Offiziell die Erhaltung des Standortes. Doch viele meinen, es geht eigentlich nur mehr um einen Sozialplan. Viele der KollegInnen sind seit mehreren Jahrzehnten im Betrieb, sind über 50 und werden wohl keinen neuen Job finden. Auch für die Jüngeren wird es bei einer wachsenden Arbeitslosigkeit immer schwerer. In den letzten Jahren wurden bereits viele Jobs abgebaut – quasi unsichtbar, denn es waren LeiharbeiterInnen.

Zur Zeit sieht es so aus, als ob die Geschäftsführung, die auf Gewinnrücklagen von rund 300 Millionen sitzt, nicht einmal zu einem Sozialplan bereit ist. Wie also kann das Werk gerettet werden? „Als das Werk saniert wurde, da waren die Politiker alle da, aber jetzt?“ zeigt sich ein Kollege enttäuscht. Viele haben die Flugblätter von der Früh bereits gelesen. „Die Vorschläge auf eurem Flugblatt gefallen mir“ erklären viele. Wie können die Jobs gerettet werden, ist die zentrale Frage: nicht durch Zugeständnisse bei Löhnen oder durch einen Teil-Stellenabbau. Nicht durch Appelle an die politisch Verantwortlichen. Nur durch den gemeinsamen Kampf der verschiedenen Standorte. KBA ist nicht bereit, die Jobs zu erhalten, dass ist nicht profitabel für die AktionärInnen. Um die Jobs zu erhalten, müssen wir also das Management los werden, dem es nur um Profite geht. Die Beschäftigten kennen den Betrieb am Besten. Sie machen die Arbeit, sie schaffen die Werte. Eigentlich gehört ihnen der Betrieb längst, haben sie doch alle Vermögenswerte dieses Unternehmens geschaffen! Wenn sie entlassen werden, werden sie also quasi enteignet. Dem sollten sie durch die Besetzung des Betriebes, durch die Enteignung von Management und AktionärInnen zuvor kommen.

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