Mogelpackung „Deutschklassen“

Karin Wottawa

Die Behauptung der Regierung, bei den Deutschklassen ginge es um Förderung, erweist sich bei näherer Betrachtung als offensichtlich falsch: Mehrsprachigkeit ist bei Heranwachsenden eher die Regel und der Erwerb lediglich einer Sprache („monolingual“) die bedauernswerte Ausnahme. Kinder lernen, indem sie von Bezugspersonen, von FreundInnen, auf dem Schulhof, von LehrerInnen und KindergärtnerInnen die Sprache in ihrer Verwendung im Alltag hören. Wenn das Kind z.B. durch seine Eltern selbst eine bzw. mehrere andere Sprachen spricht, ist zwar der Spracherwerb in allen Sprachen nicht so schnell wie nur in einer, aber dafür der Wortschatz von Anbeginn größer und damit letztlich das Sprechen in verschiedenen Sprachen völlig normal. Kinder lernen also in „gemischten“ Klassen weit schneller die Sprache als in eigenen Deutschklassen, zur Unterstützung beim Spracherwerb können StützlehrerInnen hilfreich sein.

Gemeinsame Klassen fördern nicht nur Deutsch, sondern auch die Teilhabe am Leben von Kindern, die schon länger in Österreich leben oder hier geboren sind. Die Eltern haben die Möglichkeit, einander kennen zu lernen, Kinder können Freundschaften schließen und sich – speziell wenn sie kriegstraumatisiert sind – an einem gewöhnlichen Kinderleben orientieren, was ihre Entwicklung fördern würde.

Offenbar will genau das die Regierung nicht. Studien und Erfahrung wischen sie vom Tisch, die ExpertInnen vor Ort – also LehrerInnen und DirektorInnen – werden ignoriert und die Betroffenen selbst haben sowieso nichts mitzureden. Erst Anfang August wurde das Konzept ausgeschickt und LehrerInnen durften sich bis zum 24.8.(!) dazu äußern. Das legt den Gedanken nahe, dass man sich nicht äußern sollte.

Worum es wirklich geht: Migrantische Kinder sollen unter sich bleiben, und sich in Wahrheit nicht integrieren und hier keine sozialen Beziehungen eingehen. Es geht um Isolation, denn das macht Abschiebungen leichter. Man will Proteste bei Abschiebungen verhindern, indem man MigrantInnen von „ÖsterreicherInnen“ trennt. Wenn man den Kontakt systematisch verhindert, lässt sich die rassistische Propaganda leichter aufrecht erhalten.

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