Lockdown 4: Plan- & Orientierungslos am Beispiel Bildungswesen

Die Rolle der Schule im Lockdown zeigt am offensten die Prioritäten und Vorgehensweise der Herrschenden. Trotz der vielen medizinischen, wissenschaftlichen Beweise, dass die Schulen und Kindergärten zu den Haupttreibern der Pandemie gehören, werden sie vom Lockdown ausgenommen. Unabhängige Expert*innen erklären, dass sich Kinder & Jugendliche dort anstecken und dann die Erkrankung mit nach Hause nehmen und dort weiterverbreiten. Also gerade auch unter die eigentlich zu schützenden Risikogruppen. Warum passiert das, wenn die Auswirkungen bekannt sind? Ganz einfach: würden die Schulen und Kindergärten geschlossen müssten viele Elternteile- oder –paare zur Betreuung ihrer Kinder ebenfalls zu Hause bleiben. Das Ziel der Regierungspolitik aber ist, dass die Arbeitsfähigkeit der Menschen soweit wie möglich aufrecht zu erhalten, damit der Wirtschaft so wenig Schaden wie möglich entsteht.

Bei der Pressekonferenz zur Verkündung des Lockdowns sprach zuerst Gesundheitsminister Mückstein davon, dass die Schulen und Kindergärten grundsätzlich offen bleiben. Auf Nachfrage antwortete Kanzler Schallenberg unmittelbar darauf, dass es sich um einen freiwilligen Lockdown handle. Alle sollten die Kinder & Jugendlichen besser zu Hause lassen, aber wer es braucht (um Arbeiten zu gehen) kann sie in die offenen Schulen und Kindergärten schicken. Nicht Fisch, nicht Fleisch – es wird nichts bringen aus Konfusion und Chaos vor allem am Rücken der Kinder. Der Erlass dazu von Minister Fassmann kam Freitagnachmittag und war noch konkreter. Es wird Unterricht nach Stundenplan geben, wer zu Hause bleibt, muss sich selbst ums Lernen kümmern; Geld für Laptops, technisches Equipment oder andere Notwendigkeiten für Distance-Learning gibt es nicht. Seitdem hagelt es an E-Mails von mit der Situation ebenfalls überforderten Lehrer*innen an die Schüler*innen und Eltern, dass die Schule im Präsenzunterricht weitergehe und in vielen Fällen auch Schularbeiten und Tests stattfinden werden. Die Angst vor gleichzeitigen Präsenzunterricht und Distance-Learning und der damit zusätzlichen Überforderung sitzt dabei den meisten Lehrer*innen noch fest im Nacken. Auch im 3. Jahr von Corona gibt es aus Unterrichtsminiserium und Bildungsdirektionen keine entsprechende Umstellung der Lehrpläne (die Corona aufgreifen und über die Kinder und Jugendlichen als Transmissionsriemen wissenschaftlich fundierte Informationen in die Familien bringen), kein zusätzliches Personal, keine technische Unterstützung und keine Lernunterlagen für Distance Learning. Stattdessen wird erwartet das Lehrer*innen doppelt und dreifach arbeiten und mit dem eigenen Handy oder Laptop streamen. Auf eigene Kosten, versteht sich. Die Lohnerhöhung für den öffentlichen Dienst allerdings war schon 2020 erbärmlich und für 2022 steht sie nach wie vor aus!

Für die Eltern und Jugendlichen ist die Situation auch nicht einfacher. Aus gesundheitlichen Gründen wäre es besser, nicht in die Schule zu gehen. Andererseits müssen sie dann selbst alles nachlernen, Tests und Schularbeiten nachschreiben. Dass Versprechen von Bildungsminister Fassmann, dass niemanden ein Nachteil entstehen wird, widerspricht schon dem eigenen Erlass von Freitag! Auch hier will die Regierung keine Verantwortung übernehmen und eine Entscheidung treffen. Stattdessen wird das Problem nach unten in die Schulen und Kindergärten abgeschoben. Der wirkliche Grund für diese “Nicht-Lösung” aber ist nicht Unfähigkeit, sondern dass die Verpflichtung für die Eltern, weiterhin arbeiten zu gehen, aufrecht bleibt. Gäbe es auch einen Lockdown für Schulen und Kindergärten, stünde den Eltern bezahlte Sonderbetreuungszeit für ihre Kinder zu. Und genau das wollen Fassmann, Mückstein & Co als treue Diener*innen der Wirtschaftsinteressen nicht, Fassmann hat das im Interview sehr deutlich gemacht. Und so gibt es für uns keinen Zweifel, dass auch jetzt wieder die Eltern, Kinder, Jugendliche und Lehrer*innen mit dem verursachten Chaos der Regierung alleine gelassen werden. Schlimmer geht’s für die Kinder & Jugendlichen tatsächlich nimmer!

(Leider) immer noch hochaktuell: https://www.slp.at/artikel/alles-normal-trotz-corona-10152

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