Kekse für alle!

Sonja Grusch

Ein Witz geht um: „Ein Unternehmer, ein Flüchtling, Strache und Frau Maier sitzen am Tisch. Auf dem Tisch liegen zwölf Kekse. Der Unternehmer nimmt sich elf Kekse und gibt drei davon Strache. Der dreht sich zu Frau Maier um und sagt 'Pass auf, der Flüchtling will deinen Keks stehlen'.“ Man könnte auch Regierungs- bzw. Medienleute dazu tun, die, wenn sie brav sind, vom Unternehmer mit Keksen gefüttert werden. Nun die verschärfte Version: der Staat reißt sich das letzte Keks unter den Nagel und kauft damit Waffen und Überwachungsequipment, um ordentlich drauf hauen zu können, wenn sich Frau Maier und/oder der Flüchtling auch was von den Keksen holen wollen.

Doch eigentlich ist das kein Witz, dass ist Realpolitik. Eine Realpolitik, wo der Staat Geld für Aufrüstung statt für Bildung und Soziales ausgibt. Wo zehntausende ehrenamtliche HelferInnen und noch viel mehr SpenderInnen den Job der Regierung machen, weil diese das Flüchtlingsthema lieber als Ablenkungsmanöver inszeniert. Klammheimlich werden Staatsicherheitsgesetz (Aufrüstung, Überwachung) und 12-Stunden-Tag für noch mehr Beschäftigte beschlossen. Das Budget und Schellings Pläne für Arbeitslose, Pensionen sind eine Bedrohung für alle, die nicht reich sind. Doch dass alles geht unter, beim inszenierten Kampf um das letzte Keks. Die Gewerkschaft versucht Unternehmen und Staat zu überzeugen, dass Beschäftigte, die auch ein paar Krümel bekommen, dann besser arbeiten können. Doch die zentrale Frage fehlt in der ganzen Kekserei: Warum, verdammt nochmal, kriegt der Unternehmer (der Wahlweise Pfeiffer, Essl, Mateschitz oder auch Androsch heissen kann) eigentlich elf Kekse? Wer hat die denn gebacken? Wer das Getreide angebaut, geerntet, gemahlen? Wer die Bäckerei gebaut? Wer hat sie verpackt und transportiert? Also Schluss mit dem Kampf um die Krümel, her mit der Bäckerei, der Fleischerei und der Molkerei!

 

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