IT-Kollektivverhandlungen: Offensive notwendig

Markus Klostermann, Software-Entwickler

Für die 38.000 unselbstständig Beschäftigten der IT-Branche gibt es noch keinen neuen Kollektivvertrag - die Verhandlungen scheiterten v.a. an der Forderung nach einer Ist-Lohnerhöhung. Was in vielen Branchen lange selbstverständlich ist, wird hier von der Arbeitgeberseite verweigert. Und das, obwohl 90% mehr als den Kollektivlohn verdienen, das heißt, dass nur 10% eine jährliche automatische Lohnerhöhung erhalten. Für viele der Beschäftigten steigt der Lohn erst, wenn er vom KV "überholt" wird. In der Praxis bedeutet das langfristige Lohnsenkungen. Im krassen Widerspruch dazu stehen die überdurschnittlich hohen Profite der letzten Jahre und stark gestiegene ManagerInnengehälter.

"Wenn jemand z.B. sieben Jahre lang keine Erhöhung gehabt hat, kann sein Reallohnverlust bis zu 15 Prozent betragen." (gpa-djp.at)

Nach Betriebsversammlungen gingen am 26. Februar mehr als 1.000 BetriebsrätInnen und Beschäftigte der IT-Branche in Wien auf die Straße. Die Abschlusskundgebung fand vor der Raiffeisen Informatik GmbH statt, deren VertreterInnen sich vehement gegen eine Erhöhung der Ist-Gehälter stellen. Die Verhandlungen wurden von der Gewerkschaft ausgesetzt.
Seit dem 16. März finden täglich Kundgebungen vor der Wirtschaftskammer Wien statt. Es ist gut, dass die Gewerkschaft in die Offensive geht und Demonstrationen und Kundgebungen durchführt, und somit den Druck erhöht. Doch die ArbeitgeberInnenseite hat sich noch nicht bewegt und wird es wohl auch nicht "einfach so" machen.
Die Gewerkschaftsführung hat bereits im Oktober letzten Jahres mit Kampfmaßnahmen gedroht - gut so! Doch nach fast einem halben Jahr gibt es keine Fortschritte bei den Verhandlungen und es wird wohl Zeit von reinen Drohgebärden abzulassen, es müssen Taten folgen. Auch wenn wir in einer Wirtschaftskrise stecken, die auch die IT-Industrie erfasst hat, muss da noch lange nicht heißen, dass die ArbeiterInnen diese auszubaden haben. Die Kämpfe in anderen Ländern, wie die (General-)Streiks in Frankreich, zeigen, dass es eine Frage des Kräfteverhältnisses zwischen ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen ist.

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