Ihre Antworten auf die Krise I:

Hände Weg von unseren Schutzbestimmungen!
Charlie Mittersteger & Margarita Döller

Die weltweite Wirtschaftskrise fördert die Kreativität von Unternehmensvertretern in Puncto Abbau von ArbeitnehmerInnenrechten. So wollen sie angeblich die Arbeitslosigkeit „bekämpfen“. Der österreichische Gewerbeverein (ÖGV) fordert jetzt die Aufweichung der Kündigungsschutzbestimmungen bei Lehrlingen und Behinderten, also Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Doch das soll nur der Anfang einer Reihe von Angriffen auf ArbeitnehmerInnenrechte sein. Fällt ein Schutz, folgt der nächste. Wie soll das die Arbeitslosigkeit verringern? Gar nicht.

Rund 90.000 Menschen mit besonderen Bedürfnissen sind in Österreich davon betroffen. Sie haben genauso das Recht auf einen Arbeitsplatz, brauchen einen Job für ein selbstbestimmtes Leben. Wenn Unternehmen „Behinderte“ einstellen, dann ist das kein Akt der Wohltätigkeit, denn diese arbeiten genauso gewinnbringend für die Unternehmen wie Menschen ohne Behinderung. Alle Beschäftigten brauchen Schutz vor UnternehmerInnenwillkür – Menschen mit besonderen Bedürfnissen brauchen mehr Schutz. Dieser soll ihnen jetzt weggenommen werden, unter dem Vorwand, dass mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt von Nöten sei. Das Schlagwort „Flexibilisierung des Arbeitsmarktes“ bedeutet in der Praxis nicht, dass Jobs geschaffen werden. Vollzeit wird durch Teilzeit ersetzt und die Arbeitsplätze, die geschaffen werden, sind schlecht bezahlt und prekär.

Die Abschaffung von Schutzbestimmungen für Lehrlinge und Menschen mit besonderen Bedürfnissen wird nicht dazu führen, dass Unternehmen mehr Menschen einstellen. Im Gegenteil: Die Firmen können so noch bestehende Arbeitsverhältnisse leichter auflösen und Arbeitskräfte weiter abbauen. Schon unter den bestehenden Verhältnissen haben 40,6 % der Lehrlinge Angst vor Jobverlust und sind deshalb nur durchschnittlich 4,5 Tage im Jahr krank gemeldet.

Unsere Antwort auf die Job-Krise:

Wir fordern eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Das ist der einzige Weg, die Arbeitslosigkeit dauerhaft zu beseitigen und für alle die einen Job wollen, einen Arbeitsplatz, von dem mensch auch leben kann, zu schaffen.

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