Fußball für Flüchtlinge – oder?

Viele Fußballfans solidarisieren sich mit Flüchtlingen. Doch auch Geschäftermacherei ist im Spiel.
Christian Bunke

 „Islamists not welcome – Europe awake!“ Das war eine unmissverständliche Botschaft rechter Austria-Wien Fans bei einem Spiel vor wenigen Wochen. Doch viele Fußballfans teilen diese Sicht nicht. Das Engagement reicht von Patenschaften lokaler Teams mit Flüchtlingsgruppen, über Spendensammlungen bis hin zu Gratis-Eintritt für Flüchtlinge.

Manche Clubs praktizieren das schon seit Jahren, wie etwa der Wiener Sportklub. Andere haben erst vor einigen Monaten damit angefangen. Doch überall zeigt sich das soziale Element des Fußball, das bei vielen Fangruppen eine Selbstverständlichkeit ist. Fans von Wacker Innsbruck etwa laden jedes Jahr Obdachlose zu sich ins Stadion ein. Bei Blau-Weiß Linz gibt es seit 2007 eine antirassistische Faninitiative. Auch die österreichische Nationalmannschaft – die meisten ihrer Mitglieder haben Migrationshintergrund – fordert „refugees welcome“.

Doch manche falschen Freunde versuchen diese Hilfsbereitschaft für sich auszunutzen. Allen voran das deutsche Boulevardblatt Bild. Dieses Blatt hatte sich einen besonderen Werbegag ausgedacht. Die Mannschaften der deutschen Fußballigen sollten mit einem „Refugees Welcome“ Aufdruck auf ihren Trickots auflaufen. Nebst „Bild“-Werbelogo, versteht sich.

Längst nicht alle hatten darauf Lust. So verweigerten sich die Vereine Eisern-Union Berlin und FC St. Pauli. Letzterem hielt die „Bild“ dann auf Twitter vor, Flüchtlinge nicht willkommen heißen zu wollen. Eine Beleidigung - denn gerade St. Pauli hält seit Jahrzehnten antirassistische Ideale hoch. Auch gegen die „Bild“, die zu einem der widerlichsten Hetzblätter im deutschsprachigen Raum gehört. Folgerichtig zeigten viele Fankurven in den letzten Wochen diesem Organ mit Transparenten und Sprechchören die rote Karte.

Derweil organisieren gerade viele kleine Fußballvereine gelebte Integration. Der Ball kennt keine Sprache. In einer wachsenden Zahl von Orten spielen Flüchtlinge gleichberechtigt im örtlichen Verein mit. So sollte – und könnte – es eigentlich auch in der restlichen Gesellschaft laufen.

 

 

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