Falle „Selbstoptimierung“

Der Trend zu Fitness und Selbstoptimierung dient der Aufrechterhaltung des Kapitalismus.
Anna Hiermann

Körperliche Fitness liegt seit längerem im Trend. Fitnessstudios an fast jeder Ecke, dazu Eiweißshakes sowie zahlreiche Zeitschriften und Bücher zu dem Thema. Sie suggerieren, dass jedeR fit und gesund sein kann, wenn er/sie sich nur genug anstrengt. Menschen, die beispielsweise nicht ihren Körper im Fitnessstudio stählen oder vermeintlich zu oft in einer Konditorei gesichtet werden, wird vermittelt, sich gehen zu lassen, undiszipliniert bzw. faul zu sein.

Das alles erinnert stark an das Dogma „Du bist deines Glückes Schmied“, das eines der größten Lügen unserer kapitalistisch geprägten Gesellschaft ist. Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen haben keine Möglichkeit, sich ein Vermögen aufzubauen. Also bleibt zum „Glück“ nur die Selbstoptimierung – wer das nicht schafft, so die Botschaft, ist selbst schuld. Denn laut der heutigen neoliberalen Ideologie existiert nämlich keine “Gesellschaft“, deshalb kann man nur sich selbst verbessern. Des Weiteren braucht es leistungsfähige Arbeitskräfte, die möglichst nicht krank werden und mit der eigenen Selbstoptimierung beschäftigt sind, um das aktuelle System nicht in Frage zu stellen oder gar zu revoltieren. Anstatt ausschließlich der Selbstoptimierungspropaganda zu folgen, sollten wir uns mehr mit unserem Umfeld (z. B. sozialen Ungerechtigkeiten) auseinandersetzen und daran arbeiten, diese zu verändern.

 

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