Für eine demokratische Schule

Nicolas Prettner

Das österreichische Schulsystem wurde jüngst von zwei Skandalen erschüttert. Schon vor mehreren Wochen wurde der Fall einer Wiener AHS-Lehrerin bekannt. Sie soll über Jahre hinweg Schüler*innen verbal missbraucht und gedemütigt haben. Konsequenzen für sie gab es lange nicht. Sie wurde nur immer wieder an neue Schulen versetzt. Erst als sich ehemalige Schüler*innen an die Öffentlichkeit wandten, wurde sie suspendiert. Beim zweiten Fall wird ein HTL-Lehrer beschuldigt, einen Schüler angespuckt zu haben. Dieser Fall ist facettenreich und an dieser Stelle kann nicht auf alles eingegangen werden. Dieser Lehrer war recht neu im Job und wurde von Schüler*innen und Lehrer*innen gemobbt. Andererseits soll er auch durch rassistische Äußerungen aufgefallen sein. Auf Grund dieser beiden Vorfälle wird u.a. in den Medien gefordert, den Kündigungsschutz von Lehrer*innen aufzuweichen.

Das wäre aber keine Lösung für die offensichtlichen Probleme im Schulsystem. Ähnlich wie die geforderten „Time-out Klassen“ erscheint die Aufweichung des Kündigungsschutzes auf den ersten Blick wie eine entschlossene Maßnahme. Doch bei näherem Hinsehen zeigt sich: Es werden nur Symptome behandelt. An den Ursachen für die Probleme im Schulsystem wird nicht gerüttelt. Ein Aufweichen des Kündigungsschutzes gibt zwar der Schulbehörde bzw. der Politik mehr Durchgriffsrecht gegenüber z.B. auch linken, kritischen Lehrer*innen, aber die Schüler*innen haben dadurch nicht mehr Einfluss. Doch tatsächlich brauchen sie Möglichkeiten, sich gegen Lehrkräfte zur Wehr zu setzen, wenn nötig.

Doch um dies durchzusetzen braucht es ein ganz neues (Schul)System. So müsste beispielsweise das Notensystem abgeschafft werden. Das hätte nicht nur pädagogische Vorteile, sondern nimmt v.a. den Lehrer*innen ein Kontroll- und Repressionsinstrument. Statt des derzeitigen unterfinanzierten und geteilten Schulsystems braucht es eine Gesamtschule und ausreichend Geld für genug Lehrpersonal, Sozialarbeiter*innen und Psycholog*innen. In einer Wirtschaft und Gesellschaft, die demokratisch organisiert ist, kann auch die Schule demokratisch sein. Lehrkräfte und Schüler*innen sollen bei allen Entscheidungen mitbestimmen und auch gegen mögliche Missstände vorgehen können.

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