Einen Kapitalismus ohne Krisen gibt es nicht

Marx aktuell
Moritz Erkl

„Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krisen? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; anderseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung alter Märkte. Wodurch also? Dadurch, dass sie allseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert.“ Aus: Marx/Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, 1847/48.

Was Marx und Engels vor 164 Jahren analysierten, trifft nach wie vor zu. Die systemimmanenten Widersprüche führen im Kapitalismus immer wieder zu Krisen. Krisen entstehen nicht aus „falscher“ Wirtschaftspolitik, oder weil manche „faul“ sind und andere „fleißig“. Krisen sind untrennbar mit dem System verknüpft, ein Bestandteil der „freien Marktwirtschaft“. Im Kapitalismus kommt es nicht wegen eines Mangels an Gütern, sondern durch deren Überfluss zu Krisen. In der EU werden Nahrungsmittel weggeworfen, weil Menschen sie sich nicht leisten können. Unternehmen zahlen den Beschäftigten nur einen Teil der von ihnen geschaffenen Werte ein (sie behalten den „Mehrwert“). Der kollektiven Produktion der Mehrheit der Menschen steht die private Aneignung des Reichtums durch einige wenige gegenüber. Doch jene, die die Waren produzieren, können sich diese nicht mehr leisten, es entsteht eine „Unterkonsumption“ oder „Überproduktion“.

Die KapitalistInnen selbst sind also auf den Konsum der ArbeiterInnen angewiesen, versuchen aber denselben immer weniger Lohn zu zahlen um billiger zu produzieren als die Konkurrenz. In einer sozialistischen Gesellschaft wird die Produktion international, gesamtgesellschaftlich geplant. Im Kapitalismus steht der Planung in einem einzelnen Betrieb das Chaos des Marktes gegenüber.

Ein weiteres Problem entsteht, weil immer mehr Menschen durch Maschinen ersetzt werden. Das Sparen von menschlicher Arbeit schadet aber im Kapitalismus, weil dadurch die Profitrate, also die Rentabilität des eingesetzten Kapitals sinkt!

Um diesen Widersprüchen entgegenzuwirken, versuchen die KapitalistInnen neue Märkte zu erschließen bzw. die alten noch effektiver auszubeuten. Das funktioniert für den einzelnen Kapitalisten vorübergehend, in Summe ändert es nichts, weil nur die Profite zwischen den KapitalistInnen neu verteilt werden.

Auch wird versucht Kapital zu vernichten (durch die Zerstörung von Fabriken und Maschinen z.B. in Kriegen müssen diese nachproduziert werden). Oder sich in Spekulationen zu flüchten (auch nur eine Umverteilung der Profite unter den KapitalistInnen). Letztendlich wird noch versucht, der Krise mit Hilfspaketen beizukommen (mit saftigen Finanzspritzen werden Banken und Unternehmen vor Konkurs bewahrt). Damit werden allerdings bestenfalls Symptome, nicht Ursachen bekämpft. Die Krise kann damit also nur hinausgeschoben werden, nicht verhindert!

Um die Menschen zu beruhigen haben die Herrschenden Europas und der restlichen Welt immer wieder versucht die Weltwirtschaftskrise als „überstanden“ herunterzuspielen. Das ist eine Lüge. Es kommt vielmehr zu einem „Double Dip“, einem zweiten Eintauchen in die Rezession. Doch Schuld an der Krise sind nicht etwaige „faule Pleitegriechen“ sondern das kapitalistische System!

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