Ein Jahr nach Fukushima

Viktoria Wittmann

Ein Jahr ist seit dem Super-GAU in Fukushima, Japan, vergangen, aber in den Medien und von Seiten der Politik ist es sehr still um das Thema Atomkraft geworden. Die Mächtigen hoffen, dass durch systematisches Totschweigen die Risiken und Konsequenzen von Atomkraft bald in Vergessenheit geraten. Im Dunstkreis der Herrschenden hat es keinerlei Umdenken gegeben, im Gegenteil: Es werden weiterhin fleißig zusätzliche Atomreaktoren gebaut. Weltweit sind derzeit 442 Atomreaktoren in Betrieb, 62 im Bau und 287 weitere sind in Planung. Die US-Regierung hat gerade den Bau neuer Kernkraftwerke genehmigt und die Garantie für acht Milliarden Dollar übernommen, die französische Regierung plant die Verlängerung der Laufzeit der Reaktoren. Vom internationalen Atomausstieg kann also nicht die Rede sein, nicht einmal in Deutschland, wo nach den Vorfällen von Fukushima noch ganz groß „der Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg“ verlautbart und die Schließung der älteren AKWs „beschlossen“ wurde. Allein bis 2030 soll in der EU laut dem „Energiefahrplan 2050“, den die EU-Kommission vorlegte, der Neubau von bis zu 40 AKWs bedacht worden sein. Entgegen der Propaganda, die die Atomlobby fleißig betreibt, ist Atomkraft aber ganz und gar nicht billig: 1,4 Mrd. Euro werden nur für die Atomforschung in den Jahren 2012/2013 benötigt, dabei wurden erst im Jahr 2007 2,751 Mrd. Euro für das EU-Forschungsprogramm bewilligt.

Der Bevölkerung kommt Atomkraft jedoch in keinster Weise zu Gute: Der Konzern Tepco (Japan) z.B. kürzte nach dem Super-GAU die Gehälter der ArbeiterInnen aufgrund von „Einsparungsbedarf“ und verlangte noch zusätzlich staatliche Hilfe in Höhe von ca. 8,7 Mrd. Euro für die „Mehrkosten“, die angeblich durch den Ankauf von Erdöl für den Betrieb der Elektrizitätswerke entstanden sind. Nun soll der Staat um zehn Milliarden Euro Anteil an Tepco erwerben – um die Kosten für Entschädigungszahlungen abwälzen zu können. Die Menschen in Japan leiden unter den Folgen und werden zur Kasse gebeten, die AKW-BetreiberInnen kassieren. Die finanziellen und ökologischen Risiken trägt also die Gesellschaft, die Profite jedoch bleiben privat.

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