Der Sport, der Felix und die Diktatur

Sebastian Kugler

Zwei einander gegenüberstehende Teams. Ziel des Spiels: Vernichtung des anderen „Volkes“. Die Rede ist nicht von einem blutigen Ego-Shooter, sondern von Völkerball, das wohl täglich in Österreichs Schul-Turnsälen gespielt wird. Seine Wurzeln hat Völkerball im Nationalismus des 19. Jahrhunderts – als Folge der Etablierung kapitalistischer, konkurrierender Nationalstaaten (früher hießen die Teams auch „Deutschland“ und „Frankreich“). Popularisiert wurde es durch den deutschen Faschisten und heute noch populären „Turnvater“ Jahn. Ihm war es Vorbereitung für den völkischen Krieg. Logisch, dass in dieser Periode auch die Olympischen Spiele wieder ausgegraben wurden. Sie waren weniger als Akt internationaler Aussöhnung gedacht, sondern als Kräftemessen der Nationen mit militaristischem Beigeschmack - bei den ersten Spielen 1896 in Athen gab es spezielle Bewerbe für Offiziere. Auch heute sind viele OlympionikInnen abseits der Spiele SoldatInnen – von den 70 österreichischen AthletInnen bei den Sommerspielen 2012 kamen 39 aus dem Heer. Im kapitalistischen Konkurrenzwahn erhält Sport leicht einen autoritären und militaristischen Charakter – da verwundert es kaum, dass sich Felix Baumgartner eine Diktatur wünscht.

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