Che – nur eine Popikone!?

Überlegungen zum "Che-Kult" heute
Sebastian Kugler

Che Guevara als eine der meist verkauften Ikonen des Kapitalismus- ein Bild, das von vielen zynischen JournalistInnen hergenommen wird, um sein Scheitern zu beweisen. Das Bild des charismatischen Revolutionärs ziert heutzutage viele Alltagsgegenstände und Kleidungsstücke. Es sind jedoch nicht nur T-Shirts, Jacken, Taschen, Schlüsselanhänger usw. von ihm geblieben. Seine Idee, der Kampf gegen Imperialismus und Unterdrückung, seine Überzeugungen leben noch heute nicht nur in den Menschen Latein- und Südamerikas weiter. Die schiere Anzahl und Vielfalt seiner "Fanartikel" zeigt, dass vor allem die Jugend sich mit ihm, seiner Person und seinen Zielen identifizieren kann, auch wenn leider viele der Jugendlichen keine Ahnung haben, wer der Mann war, dessen Bild ihr T-Shirt ziert. Sein aufopfernder, revolutionärer Kampf machte ihn zu einer Symbolfigur des Widerstandes gegen das kapitalistische System in Lateinamerika und in der restlichen Welt. Er kam aus einer reichen argentinischen Familie und hat somit bewiesen, dass man nicht aus den ärmsten der armen Schichten kommen muss, um die Ungerechtigkeit des Systems zu sehen und gegen sie vorzugehen. Er tauschte seine mögliche Zukunft als erfolgreicher Arzt in Buenos Aires gegen ein Leben als Freiheitskämpfer, was auch seinen frühen Tod bedeutete.
Politisch befand er sich zum Zeitpunkt seines Todes noch in Entwicklung. Sein ganzes Leben sammelte er verschiedene Einflüsse und vereinte einige ihrer Elemente. In frühen Tagen von Moskau- Treuen als zu "China- nahe" abgestempelt, erkannte er, dass das bürokratische Regime der UDSSR nicht seinen Vorstellungen von Sozialismus entsprach und distanzierte sich von ihm. In seinen letzten Tagen studierte er Bücher des Antistalinisten Leo Trotzki.
Trotz seiner positiven Ziele war die Taktik, mit der er sie umzusetzen versuchte, zum Scheitern verurteilt. Die Guerillataktik, die in Kuba zur Revolution geführt hat, stützt sich auf die Bauern und nicht auf die ArbeiterInnenklasse und ist letztlich eine StellvertreterInnenpolitik. In Bolivien, wo er in einem Hinterhalt starb, waren die Voraussetzungen anders als in Kuba, Che versuchte es jedoch mit derselben Methode. Sein "bolivianisches Tagebuch" beschreibt seine Zeit in der bolivianischen Guerilla und macht unfreiwillig deutlich, dass der Guerillakampf keine geeignete Taktik ist, um eine sozialistische Revolution durchzusetzen, da diese eine geeinte, starke ArbeiterInnenklasse benötigt.

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