Baustelle Schule

In der Corona-Krise wurden die Schwächen des Schulsystems überdeutlich sichtbar.
Karma, 19

Corona zeigte, welche Mängel das Schulsystem hat. Es wurden die Schwächen, genauso wie Probleme ausgeleuchtet. Alles musste so normal wie möglich ablaufen, dh alle mussten unbedingt das Jahr abschließen, den Lehrplan erfüllen, Schularbeiten und Test schreiben und das fast ohne Unterstützung. Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern waren überfordert. Die “Hauptfächer” waren wichtiger als das, was Spaß macht in der Schule. Zwar wurde über die psychischen Probleme der Kinder und Jugendlichen überall berichtet, aber dann der Druck weiter aufrecht erhalten. 

Dies hat einen Grund: Unser Gesellschaftssystem. Es wird gesagt: Wir müssen Leistung bringen. Noten und Prüfungen sollen uns disziplinieren und uns laufend zeigen, was wir alles nicht können. Konkurrenz soll uns Solidarität abgewöhnen. So würde man uns für unsere Zukunft vorbereiten. Was nicht gesagt wird: Diese Leistung ist nur dafür da, uns beizubringen, sich ausbeuten zu lassen. Nicht den eigenen Interessen nachgehen, sondern dem, was verlangt wird. Nicht sich entfalten, sondern mehr zu leisten.

Das kapitalistische System braucht so eine Schule, weil sie Menschen beibringt, wie man sich in der kapitalistischen Gesellschaft und Logik verhält. Das macht aber die Psyche eines Menschen kaputt. Was wir also brauchen, ist ein alternatives, sozialistisches (Schul)System.

Schule goes Sozialismus

Ich habe bereits 2 Maturas hinter mir. Keine wird in Österreich anerkannt. Und auch sonst nützen sie mir nichts. Und das zeigt die Problematik unseres Systems: Kaum versucht man etwas “outside the box” zu denken, stößt man bei vielen auf Leere.

Was wir brauchen, ist eine Gesellschaft und Schule, die nicht auf Konkurrenz und Leistungsdruck basiert, sondern auf Gleichberechtigung und Unterstützung von Wissensdurst aufgebaut ist. Weil unser Schulsystem den Zwecken der Wirtschaft dient, kann es das nicht leisten.

Es gibt viele Vorschläge für andere Schul- und Lernmodelle, bei denen es nicht darum geht, bessere Noten als dein*e Nachbar*in zu haben, sondern das zu lernen, was eine*N wirklich interessiert. 

Die Alternative zum ständigen Auswendiglernen und Leistung bringen ist genau das Gegenteil unseres Schulsystems: Keine Noten, das Aufbrechen des Fächerkanons und Projektunterricht. Dazu braucht es bessere Löhne und mehr Personal im Bildungsbereich, kleinere Klassen, mehr Ressourcen, wirkliche Sexualkunde, etc. Im Zentrum steht ein individuell angepasster Lernprozess und nur ein Ziel: Beibringen zu lernen. 

Corona hätte die Chance gegeben, die veralteten Strukturen zu zerstören, den Lehrplan zu entrümpeln, Projektunterricht zu machen, Noten ausfallen zu lassen etc - aber die Herrschenden haben kein Interesse an einer solchen Veränderung. Denn das ginge nur unter demokratischer Entscheidung und Organisierung durch die Betroffenen, also Schüler*innen und Lehrer*innen - und ein solches Beispiel könnte Vorbild für andere Bereiche, z.B. in den Betrieben werden.

Dh: Wer eine andere Schule will, muss die Sache selbst, aber nicht alleine, sondern gemeinsam mit anderen in die Hand nehmen. Nicht indem man die 1000.e private Alternativschule als Insel im bösen Meer gründet.
Denn die Schule kann nicht von unserem Gesellschaftssystem getrennt werden, d.h.: Auch dort wird es Mobbing, Aufspaltung, soziale Unterschiede etc. geben. Wenn wir aber sagen: Dieses System basiert auf der Zerstörung von Menschen, deswegen müssen wir es zerstören: Dann schaut es schon mal anders aus.

Aber das bedeutet: Für die radikalen Veränderungen in unserem Schulwesen braucht es radikale Veränderungen in unserem Gesellschaftssystem.

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