Böhler-Ybbstalwerke

Fauler Kompromiss

„Menschen sind wichtiger als Aktien“ - diesen Spruch läßt die SPÖ in ganz NÖ plakatieren - denn es ist Wahlkampf. Daß dieser Spruch andersherum wenigstens ehrlicher wäre, zeigt das Beispiel der Böhler-Messer GesmbH. Dort wurde von den 127 Beschäftigten verlangt, eine Einzelvereinbarung zu unterschreiben. Mit dieser Einzelvereinbarung akzeptieren sie ein zwischen Geschäftsführung und Betriebsratsmehrheit ausgehandeltes Kürzungspaket.
Eine Lohnkürzung um 6 % ab einem Sockelbetrag von 10.000 öS und eine Kürzung der Zulagen (Z.B. Schmutz- und Erschwerniszulage -SEG) um 6,2 % werden durchgezogen. Real bedeutet alleine die Kürzung der Zulagen einen Einkommensverlust von 450 bis 600 ÖS monatlich. Dafür stellt Geschäftsführer Döberl den Beschäftigten ein positives Geschäftsjahr ‘98 in Aussicht. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten trägt die Maßnahmen mit, denn als Alternative wird von Betriebsleitung und Gewerkschaftsführung nur der Weg zum Arbeitsamt präsentiert. „Die Belegschaft hat hier die moderne Versklavung durch das Kapital erfahren“, meint der Arbeiterbetriebsrat des Gewerkschaftlichen Linksblocks, Robert Käferböck, der die Kürzung nicht mitträgt. Er beklagte auch, daß die Beschäftigten wieder einmal von der Gewerkschaftsspitze, insbesondere vom niederösterreichischen ÖGB-Vorsitzenden HÖGER im Stich gelassen wurden.

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