Alles wie 1929?

Der Wirtschaftsexperte Schulmeister über die Entwicklung der Weltwirtschaftskrise 1929:
„Der wichtigste Grund, warum sich der Konjunktureinbruch 1929 - ausgelöst durch den Börsenkrach in New York - zur globalen Depression entwickelte, lag in einer Wirtschaftspolitik, welche den Doktrinen der damals herrschenden liberalen Wirtschaftstheorie folgte:

  • Arbeitslosigkeit kann nur durch Senkung der Löhne sowie der Unterstützungen für Arbeitslose bekämpft werden.
  • Je mehr sich der Staat ‘aus der Wirtschaft’ zurückzieht, desto besser für die Gesellschaft.
  • Jedenfalls soll der Staat ein ausgeglichenes Budget aufweisen, steigt es an, so muß es durch Ausgabensenkungen reduziert werden.
  • Alle Märkte sollen in maximalem Ausmaß liberalisiert werden, insbesondere auch die Finanzmärkte.

Als Folge des Konjunktureinbruches stieg die Arbeitslosigkeit, die Steuereinnahmen gingen zurück, das Budgetdefizit weitete sich aus. Darauf reagierte der Staat mit einer Sparpolitik, insbesondere auf Kosten der Arbeitslosen, gleichzeitig gingen die Löhne zurück: beide Entwicklungen senkten die Einkommen und Nachfrage der Haushalte und damit die Umsätze der Unternehmen, worauf diese mit Investitionskürzungen und weiteren Entlassungen reagierte: so drehte sich die ‘Abwärtsspirale’ weiter, die schließlich in die ökonomische Depression mündete. Beschleunigt wurde dieser Prozeß durch die extrem hohen Realzinsen als Folge einer restriktiven Geldpolitik der Notenbanken und fallender Preise (Deflation).“
Auch wenn wir nicht, wie vielleicht Schulmeister, der Ansicht sind, daß eine andere, eine „bessere“ Wirtschaftspolitik den Kapitalismus an sich „besser“ machen kann (weil die Probleme systemimmanent sind) so kommt uns doch sehr viel, was er für 1929 beschreibt, nur allzu bekannt vor.

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