8. März: Tag des Klassenkampfes!

Yasmin Morag

Mit Jahresbeginn wird immer deutlicher: Rezession, Krieg und Klimakatastrophe verändern die Welt grundlegend. Der zunehmende Druck auf die Familien führt zu mehr Sexismus und häuslicher Gewalt - 2022 wurden in Österreich 31 Frauen getötet, 2021 gab es mehr als 9.000 Anrufe bei Beratungsstellen für häusliche Gewalt. Die Arbeitsbedingungen von Frauen erschweren es, aus Missbrauchs-Situationen auszusteigen - prekäre, unterbezahlte und Teilzeitjobs, und die Inflation verschlimmern dies noch. Der Mangel an Personal, an angemessener Bezahlung und katastrophale Arbeitsbedingungen im Pflegebereich führen zu enormem Stress bei den Beschäftigten, meist Frauen. So betreuen z.B. Sozialarbeiter*innen doppelt so viele Fälle wie empfohlen, und 50 % des Krankenpflegepersonals überlegen, ihre Arbeit aufzugeben. Als ob das nicht genug wäre, sind es auch noch Frauen, die aufgrund des kollabierenden Pflegesektors mit der Betreuung von Kindern, Alten und Kranken zu Hause belastet sind.

Für Regierung und Gewerkschaft haben Frauen keine Priorität

Die Regierung ist nicht bereit, in unsere Gesundheit, Bildung oder Sicherheit zu investieren. Und die Gewerkschaft? Frauen stellen fast die Hälfte der Beschäftigten. Die katastrophalen Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne und dass Frauen den Großteil der unbezahlten Arbeit bei Haushalt und Pflege leisten, aber auch Gewalt und Sexismus sollte für die Gewerkschaften “Frauenpolitik” zum zentralen Thema machen. Sie wären DIE Kraft, die in der Lage ist, zu mobilisieren und für Verbesserungen zu kämpfen, mehr noch - es ist ihre Aufgabe. Die Wut unter Beschäftigten und Jugendlichen über diese Probleme ist groß, aber die Gewerkschaften begnügen sich mit symbolischen Foto-Aktionen zum 25.11., dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und zahnlosen Erklärungen zum 8.3. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sie die Themen überhaupt aufgegriffen haben, aber es ist viel, viel mehr nötig. Wir brauchen wirklich hohe Lohnabschlüsse, Streiks für mehr Personal, besonders im Handel, Sozial- und Gesundheitsbereich. Auch, damit die Gewerkschaften die kämpferische Kraft werden, die sie sein sollten, müssen wir Druck von unten aufbauen.

Frauenrechte sind Gewerkschaftsthemen

Historisch gesehen ist der 8. März ein Tag des Klassenkampfes. Dorthin müssen wir wieder kommen. In jüngster Zeit hat die feministische Bewegung Streiks als eine Form des Kampfes aufgegriffen. Diese dürfen nicht symbolisch bleiben: Am Internationalen Frauentag müssen die Gewerkschaften Fragen der Unterdrückung und Ungleichheit von Frauen offensiv aufgreifen. Existierende Basisinitiativen am Arbeitsplatz können die Gewerkschaften hier pushen, indem sie selbst öffentliche Kundgebungen, Solidaritätsaktionen oder Betriebsversammlungen als Schritt zur Vorbereitung von Streiks vorantreiben. Streiks in Schulen und Universitäten können ebenfalls genutzt werden, um Druck auf die Gewerkschaftsführung auszuüben, damit sie handeln und für diesen Tag den existierenden Unmut bündeln und zum gemeinsamen Streik aufrufen. Frauen stehen bei vielen Protesten an der Spitze, mit einer unübertroffenen Bereitschaft zu kämpfen und Opfer zu bringen. Wenn die Gewerkschaften diese Themen endlich zentral aufgreifen, können sie diese kämpferische Stimmung in die schläfrige Arbeiter*innenbewegung und in die Strukturen der Gewerkschaft hineintragen und ihnen neues Leben einhauchen. Diesen dynamischen Kampfgeist braucht die Gewerkschaftsbewegung dringend!

 

Info:

“Frauenrechte sind zentral für die gesamte Gewerkschaftsbewegung: Es geht nicht nur um Solidarität, sondern kampffähige Gewerkschaften brauchen starke, selbstbewusste Mitglieder und eine Mitgliedschaft, die sich nicht spalten lässt, sondern gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten vorgeht, auch wenn diese - scheinbar - nur einen Teil der Mitgliedschaft direkt betrifft.” (Aus einem Antrag von ISA Aktivist*innen 2021 bei der GPA)

 

 

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