1. Mai: Sozialistischer Kampftag, nicht Staatsfeiertag!

Der 1. Mai begann als internationaler Streiktag und erfolgreiche sozialistische Kampagne.
Margarita Döller

Ursprünglich war der 1. Mai ein Tag, an dem aktiv gestreikt wurde. Durch eine erfolgreiche Bewegung rund um den ersten Mai wurde er als Feiertag der ArbeiterInnen durchgesetzt. Doch heuer fahren die öffentlichen Verkehrsmittel den ganzen Tag, die Beschäftigten bei den ÖBB müssen arbeiten und viele andere teilen das gleiche Schicksal.

Ursprünge in den USA

Die Geschichte des 1. Mai beginnt 1886 in den USA. Dort bildete sich eine Massenbewegung für die Verkürzung der Tagesarbeitszeit. Am 1. Mai wurde dieser Forderung mit Kampfmaßnahmen Ausdruck verliehen. 340.000 ArbeiterInnen in 12. 000 Fabriken in den USA streikten mehrere Tage lang. Am 3. und 4. Mai wurde der Streik jedoch brutal niedergeschlagen und von der Polizei beendet. Vier Jahre später war die Bewegung jedoch noch lange nicht vorbei. “The American Federation of Labour” beschloss, wieder für eine Kundgebung am 1. Mai 1890 aufzurufen. Die 2. Internationale griff den Aktionstag ebenfalls auf  und beschloss auf ihrem Gründungskongress 1889 eine international durchzuführende Kundgebung. Es sollte die erste international koordinierte Bewegung der ArbeiterInnenklasse werden, nur verständlich, dass die bürgerlichen Regierungen und Monarchen weltweit ziemlich beunruhigt waren. Das Militär wurde bereitgestellt und viele Unternehmen gaben den ArbeiterInnen frei, weil die Polizei nicht alle Fabriken bewachen konnte.

1. Mai 1890 ein voller Erfolg

Trotz Repression wurde der 1. Mai vor allem in Österreich ein erfolgreicher Kampftag. Es gab hier mehr Streiks und Versammlungen als in den meisten anderen Staaten. 100.000 Menschen trafen sich im Wiener Prater und überall in Österreich gab es Kundgebungen und Streiks. In anderen Länder setzten SozialistInnen ähnliche Maßnahmen. Durch den internationalen Kampftag 1890 gewann die damals noch junge ArbeiterInnenbewegung enorm an Selbstvertrauen. Rosa Luxemburg über den 1. Mai: “Die Maidemonstration ist das vorzüglichste Mittel, die Massen zu sammeln, sie aufzurütteln, sie aufzuklären, sie mit Kampfesmut zu erfüllen, das vorzüglichste Mittel, die Macht der klassenbewussten Arbeiterschaft sichtbar zu entfalten und den Gegnern vor Augen zu führen.” In Deutschland, Österreich und anderen Staaten Zentraleuropas kam es in  den folgenden Jahren zum Durchbruch der SozialistInnen zur Massenorganisation.

Der erkämpfte Feiertag

1891 beschloss die 2. Internationale, den 1. Mai von nun an jedes Jahr zu feiern. Das war vielerorts jedoch nicht immer einfach. Jedes Jahr mussten Kundgebungen und Streiks erneut erkämpft werden. Die Forderungen, die jeweils im Vordergrund standen, wechselten im Laufe der Jahre. 1905 stand der 1. Mai ganz im Zeichen einer Solidarisierung mit den KämpferInnen der russischen Revolution. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg galt der Slogan: “Krieg dem Kriege”. Während des Krieges war die internationale Sozialdemokratie zusammengebrochen - auf die Maifeiern wurde von ihr verzichtet. Mit der Februarrevolution in Russland 1917, wurde auch wieder an die revolutionären Traditionen des 1. Mai angeknüpft. Im Vordergrund der Massenaktionen stand natürlich die Forderung für sofortigen Frieden. In Österreich wurde die Revolution durch die Sozialdemokratie -vorzeitig- beendet und einige ihrer Traditionen “verstaatlicht”: Bezeichnenderweise erklärte der Nationalrat 1919 den 1. Mai zum Staatsfeiertag in Österreich. 1933 endete diese Politik schrittweise den Sozialismus in der Republik umsetzen zu wollen, endgültig in der Sackgasse: Der sich formierende Austrofaschismus verbot erstmals die Maidemonstration. Die Sozialdemokratie - damals noch die relativ stärkste ArbeiterInnenpartei der Welt - reagierte einmal mehr defensiv und rief lediglich zum “Spaziergang” auf.  Sowohl Austrofaschismus, wie vor allem der Nationalsozialismus, versuchten in der Folge den 1. Mai für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und gleichzeitig besonders an diesem Tag Opposition aus der ArbeiterInnenbewegung zu unterdrücken.

Kampf gegen Sozialabbau

Auch heute noch - 60 Jahre nachdem am 1. Mai zumindest in Wien wieder öffentlich gefeiert werden konnte - ist der 1. Mai ein wichtiger Tag im Jahr, aber ein Kampftag der ArbeiterInnen ist er in Österreich momentan (noch) nicht. Die Bewegungen damals haben viel erreicht, aber viele Errungenschaften gibt es heute schon lang nicht mehr. Viele Menschen arbeiten mehr als acht Stunden täglich und die Regierung plant sicher keine Arbeitszeitverkürzung, ganz im Gegenteil. Die SPÖ reduziert den 1. Mai auf eine Zurschaustellung von Uniformen, Bezirkstaferln und Politikern wie einem Häupl, der in Wien konsequent die Situation von ArbeitnehmerInnen verschlechtert. Gegen Sozialabbau kämpft die SPÖ schon lange nicht mehr, denn sie haben einen Großteil davon selber durchgesetzt. Darum kämpfen wir für eine Gründung einer neuen ArbeiterInnenpartei, die die Interessen aller ArbeitnehmerInnen vertritt und die den 1. Mai dann auch wieder als Kampftag nutzen wird.

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