Der alltägliche Wahnsinn des Kapitalismus

Jan Rybak

Auf der einen Seite steigende Gewinne, auf der anderen Seite bittere Armut. Das ist das, was uns der Kapitalismus jeden Tag zeigt.

· 2,7 Milliarden Menschen – beinahe die Hälfte der Weltbevölkerung – müssen von weniger als zwei Dollar pro Tag leben.

· 1960 war der Unterschied zwischen den reichsten 20% und den ärmsten 20% der Weltbevölkerung 30:1. Bis 1997 ist er auf 74:1 angewachsen und Ende 2005 betrug er bereits gigantische 150:1!

· Die reichsten 10 % der Weltbevölkerung besitzen 85% des Reichtums.

· Die 37 Mio. reichsten Menschen besitzen unvorstellbare 125 Billionen (!) Dollar, und damit 40% des weltweiten Vermögens.

· Der exklusive Club derer, die mehr als eine Million USD besitzen ist in den letzten Jahren auf 8,7 Millionen Menschen angewachsen.

· Gab es in den 80er Jahren durchschnittlich 15 Hungersnöte pro Jahr, so sind es mittlerweile ca. 30 jährlich.

Druck zu immer mehr Profit

Die Entwicklung der Produktivkräfte (verbesserte Maschinen, schnellerer Transport, etc.), hat dazu geführt, dass immer mehr Produkte, immer billiger hergestellt werden konnten. Kapitalismus bedeutet den Zwang zur immer schnelleren Steigerung der Profite; das gilt auch wenn der Weltwirtschaftsmotor schon längst nicht mehr so brummt wie in den 1950er und 60er Jahren. Bei sinkenden Wachstumsraten sind massiver Arbeitsdruck, längere Arbeitszeiten, Entlassungen und sinkende Reallöhne die Strategien, welche die Unternehmer parat haben, um ihre Profitraten zu verbesseren. "Wir müssen den Gürtel enger schnallen" gilt aber ganz offensichtlich nicht für jene PolitikerInnen und Firmenbosse, die diesen Satz gebetsmühlenartig wiederholen. Denn gleichzeitig sind die Gehälter amerikanischer ManagerInnen heute 300 (!) Mal höher als das Durchschnittseinkommen.

Globalisierung schafft keine gerechte Verteilung

Die klassische kapitalistische Wirtschaftstheorie besagt: Durch globalen Wettbewerb und Verlagerung wächst allmählich der Wohlstand für alle. Tatsächlich bedeuten die Verlagerungen für die ArbeiterInnen in Westeuropa und den USA den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Für die ArbeiterInnen an den neuen Produktionsstandorten bedeutet Verlagerung, dass sie unter barbarischsten Bedingungen ausgebeutet werden; so liegt der Mindestlohn in der chinesischen "Boomregion" Guangdong bei 35 Cent/Stunde). Widerstand dagegen wäre nicht gut, so die kapitalistische Doktrin, die in diesen Staaten dann oft mit brutaler Gewalt durchgesetzt wird; man würde ja sonst seinen "Wettbewerbsvorteil" verlieren. Auch in Westeuropa und den USA ist Armut mittlerweile zum Massenphänomen geworden. In den USA - wo auch die meisten Milliardäre leben - gelten heute 12,7% der Bevölkerung als arm; die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen.

Jeder ist seines Glückes Schmied?

Das neoliberale Konzept behauptet, dass es jedeR (!?) "vom Tellerwäscher zum Millionär" schaffen kann, wenn er nur wirklich will. Die Realität sieht aber vollkommen anders aus. Tausende Menschen verhungern täglich, sterben an eigentlich leicht zu behandelnden Krankheiten oder verschmutzem Trinkwasser. Milliarden werden arm geboren und bleiben es auch; und zwar nicht weil sie faul oder dumm wären! Geplatzte Spekualtionsblasen und Wirtschaftskrisen gehören ebenfalls zum Kapitalismus; sie vernichten mit einem Schlag unzählige Existenzen. Sind alle, die davon betroffen sind, selber schuld?

Kapitalismus ist kein Naturgesetz

Der einzige Weg den Teufelskreis von gigantischen Profiten und unendlicher Armut zu durchbrechen, ist der Sturz eben dieser Gesellschafts"ordnung", die dafür verantwortlich ist. Der Kapitalismus hat sich historisch überlebt: Für die Mehrheit der Menschen bietet er keine andere Perspektive außer Armut und Unterdrückung. Es gilt ihn zu stürzen und eine neue Gesellschaft aufzubauen. Eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Armut, frei von Hunger und Unterdrückung. Eine sozialistische Gesellschaft, in der die Interessen der Mehrheit der Menschen im Zentrum der Wirtschaft stehen, welche Solidarität und nicht Profitgier beflügelt.

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