"Zu wenig und zu spät!" - AktivistInnen konfrontieren Pressekonferenz der Stadt Wien

FlüchtlingshelferInnen und SLP protestieren gegen Untätigkeit der Gemeinde Wien
Sonja Grusch

AktivistInnen auf der Pressekonferenz

Die HelferInnen am Wiener Hauptbahnhof versorgen mehr Flüchtlinge als die Stadt Wien (Foto: Katrin Fallmann, Facebook)

Am Mittwoch, dem 16.9. hatten VertreterInnen der Gemeinde Wien zur Pressekonferenz geladen. Thema war „Aktuelles zur Wiener Flüchtlingspolitik", reden sollten Stadträtin Wehsely, Landtagspräsident (und Mister Donauinselfest) Kopietz und Flüchtlingskoordinator Hacker. Während die privaten HelferInnen auf den Bahnhöfen völlig überlastet sind, wollen sich die VertreterInnen der Gemeinde Wien als MenschenfreundInnen darstellen. FlüchtlingshelferInnen und SLPlerInnen haben die Pressekonferenz genutzt, um unter dem Motto „Gemeinde Wien lässt Flüchtlinge und HelferInnen allein“ auf die zahlreichen Missstände hinzuweisen:

50 Millionen für Eigenwerbung der Gemeinde Wien – Essen, Kleidung, Decken für Flüchtlinge müssen durch private HelferInnen und SpenderInnen finanziert werden. Das Donauinselfest mit 2 Millionen BesucherInnen ist kein Problem. Aber für ein paar tausende Flüchtlinge gibt es keine Infrastruktur durch die Gemeinde Wien. Beim Wien-Marathon gibt es dauerhafte 1. Hilfe-Zelte für TeilnehmerInnen und BesucherInnen – aber die medizinische Versorgung z.B. am Hauptbahnhof wird von Privaten mit privaten Spenden geleistet. Während es Internet-Hotspots für TouristInnen in Wien gibt, haben die HelferInnen kaum funktionierendes Internet, um Familienzusammenführungen und Essen zu organisieren. 80.000 Wohnen stehen in Wien aus Spekulationsgründen leer, dazu kommen zahlreiche leerstehende öffentliche Gebäude – gleichzeitig haben Flüchtlinge kein Dach über dem Kopf. Kopietz & Co. behaupteten, die Gemeinde Wien würde ohnehin viel unterstützen, es gäbe keinen Mangel an den Bahnhöfen, es gäbe genug Essen etc. HelferInnen kennen allerdings eine ganz andere Situation. Täglich werden Listen veröffentlicht, was benötigt wird, darunter neben Kleidung und Essen auch Medikamente, Hygieneartikel und Putzzeug. Als ob es z.B. in den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes nicht Lagerbestände von z.B. Einweghandschuhen gäbe – doch diese müssen um teures Geld in Kleinpackungen von HelferInnen in den Apotheken gekauft werden.

Ja, die Gemeinde Wien hat ein paar Hilfsmaßnahmen gesetzt, doch zu wenig und zu spät. Vieles davon dient der Immagepflege und hilft wenig. Ein Mitarbeiter von Stadträtin Wehsely beschwerte sich dann auch darüber, dass unser Protest „den Wahlkampf stört“. Hacker war wütend, weil er ja auch „nur 4 Stunden am Tag schläft“ - solche moralischen „ich bin so arm“ Appelle ändern aber nichts daran, dass die Gemeinde die tausenden privaten HelferInnen im Regen stehen lässt. Denn die Löcher, die die Gemeinde Wien (und natürlich auch die Bundesregierung) offen lassen, müssen von privaten HelferInnen gestopft werden.

Vor und hinter dem Rathaus findet übrigens gerade das "Vienna Masters" statt – ein Pferdeevent der Reichen. Das teuerste Pferd dort gehört dem Vernehmen nach dem Prinz von Dubai und kostet 30 Millionen Euro. Die Beschäftigten bekommen allerdings nur 6.-/Stunde. Die Zelte, in denen die Pferde untergebracht sind wären Luxus für die Flüchtlinge, die immer noch kein Dach über dem Kopf haben. Für die Tiere gibt’s „Gesunden Einstreu für edle Tiere“ - Und das, während Flüchtlinge wie (unedle) Tiere behandelt werden...