Wiener SPÖ-Frauen

„Frau mit Kind macht Karriere! OK“
Claudia Sorger

So lautet der Titel einer neuen „Aktion“ der Wiener SPÖ-Frauen, die bei ihrer zu einer „Enquete“ umgemodelten Konferenz vorgestellt wurde. Der Herr Bürgermeister war auch gekommen, sprach Grußworte und übernahm - ach wie lieb - für ein Zeiterl die Kinderbetreuung.
Die Forderungen der SPÖ-Frauen: Flexible Öffnungszeiten für Kindergärten, Betriebskindergärten, Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Beruf, Teilzeitarbeitsmodelle und Partnerschaft in Haushalt und Familie. Im Moment heißt Teilzeitarbeit für Frauen schlecht bezahlte Jobs und geringe soziale Absicherung ohne finanzielle Eigenständigkeit. Für viele Frauen ist es trotz dieser Nachteile im Moment die einzige Möglichkeit, Kind und Beruf zu vereinbaren. In der Realität bedeutet das eine extreme Be- und Überlastung mit (oft flexiblen) Arbeitszeiten, Haushalt und Kinderbetreuung. Flexible Öffnungszeiten von Kindergärten wären in diesem Zusammenhang eine noch optimalere Anpassung von Frauen mit Kindern an die Bedürfnisse der Wirtschaft und gehen am Kern des Problems vorbei.
Der europäische Vergleich zeigt außerdem, daß überall dort, wo Frauen Teilzeitarbeit angeboten bekommen (was für den jeweiligen Staat eine gute Möglichkeit ist, sich der Verantwortung für Kinderbetreuungseinrichtungen zu entziehen), partnerschaftliche Aufteilung der Hausarbeit kaum vorkommt. Das Bild der Frau als „Mitverdienerin“ und Hausfrau wird so verfestigt. „Natürlich“ fordern die SPÖ-Frauen „attraktive“ Teilzeitarbeitsmodelle. Aber ein Mindestlohn für Teilzeitarbeit und Absicherung der Altersversorgung (finanzielle Eigenständigkeit!) kommt nicht zur Sprache.
Die entscheidende Frage ist, was die SPÖ-Frauen eigentlich dafür tun, um ihre Forderungen in ihrer eigenen Partei durchzusetzen und was tun sie, wenn Beschlüsse durchgesetzt werden, die Rückschritte für Frauenanliegen bedeuten. Als die SPÖ Sparpakete zu Lasten der Frauen beschlossen hat, da war es Martina Ludwig (SPÖ-Frauensekretärin), die die Verkürzung der Karenzzeit (mit einer eindeutigen Diskriminierung für Alleinerziehende) als Fortschritt für die berufliche Karriere der Frauen propagierte. Was bietet sie jetzt Frauen an, die nach eineinhalb Jahren ohne Kinderbetreungsplatz keinen Job annehmen können und plötzlich ohne Karenzgeld durchkommen müssen?
Wo sind die Arbeitsplätze für Frauen, für die „attraktiven Teilzeitmodelle“ und für den beruflichen Wiedereinstieg?
Was bei der Enquete nicht erwähnt wurde:
Schon jetzt ist kein Geld mehr für Arbeitsmarktpolitik im Budget dieses Jahres vorgesehen, den Beratungsstellen für arbeitslose Frauen wurde das Geld gestrichen und die SPÖ bejubelt das gekürzte Budget.
Und die SPÖ-Frauen sagen OK.

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