Was kostet die Stadt?

In Wien wird über Stadionsanierungen diskutiert. Es geht um mehr als Sport.
Christian Bunke

50 Mio. EUR gibt Wien für Sanierungsarbeiten an den Hanappi- und Horr-Stadien aus. Den Regierenden geht es v.a. um wirtschaftliche Belange. So erzählte SP-Finanzstadträtin Brauner dem ORF, dass jedeR BesucherIn eines großen Fußballspiels in Wien durchschnittlich bis zu 25 EUR in der Stadt lasse, das sind 462.000 Euro pro Spieltag. Diese Einkommensquelle gelte es zu erhalten.

Gleichzeitig darben die Plätze der kleinen Vereine. Der Wiener Sportklub machte Ende 2011 mit einer Unterschriftenkampagne auf die desolate Lage seines Platzes in Dornbach aufmerksam. Wird nichts unternommen, droht dem Stadion mittelfristig schon aus Sicherheitsgründen die Schließung.

Noch weiter unten steht eine Vielzahl von Kleinvereinen, etwa der Favoritner AC. Diese Vereine machen viel Sozial- und Jugendarbeit. Jugendliche und Kinder aus sozial schwachen Schichten, viele mit Migrationshintergrund, finden hier ein Angebot. Vom Geld der Stadt kriegen sie aber nicht viel zu sehen. Auch hier bestimmt oft Baufälligkeit das Bild der Plätze.

Ob für die Rapid Fans nach der Renovierung des Hanappi-Stadions etwas Gutes rauskommt, bleibt abzuwarten. Die Stadt zahlt die Sanierung, der Club wird aber die Gewinne einstreichen. Er ist künftig Pächter, nicht mehr Mieter. Dadurch erhält er mehr Freiraum zur Kommerzialisierung des Stadions. Zahlungsfähige Kundschaft soll angelockt werden. In der Rapid Fanszene wird bereits jetzt von zunehmender sozialer Selektion gesprochen: Proleten raus, Bobos rein.

Was hier beim Fußball geschieht gilt auch für viele andere Bereiche der Stadtpolitk. Geld wird nur für profitable Prestigeprojekte ausgegeben, derweil anderswo eingespart wird oder Gebühren erhöht werden. Politik wird für das große Geld gemacht, nicht für die Menschen. Doch keine Einsparung, keine Gebührenerhöhung ist nötig. Das Geld ist da, man muss es nur holen. Genauso ist eine Sanierung und Instandhaltung aller Stadien Wiens im Interesse von Fans, SpielerInnen und AnwohnerInnen möglich. Dazu braucht es aber eine andere Politik!

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