Vor 110 Jahren…. Titanic - schwimmender Spiegel der Gesellschaft

Margarita Wolf

Schon der Bau der Titanic in Southhampton war begleitet von 245 Unfällen und 18 Todesfällen. Rund 15.000 Menschen setzten unter miserablen Bedingungen das Aushängeschild des aufstrebenden Kapitalismus in die Tat um. Sie hatten 7 Minuten während des gesamten Arbeitstages, um die Toilette aufzusuchen. Damals wie heute geht das kapitalistische System zur Profitmaximierung über Leichen, ob im Arbeitsprozess oder durch vermeidbare Katastrophen. Es kommt auf die Klasse an, zu der man gehört, ob bzw. wie lange mensch diese überlebt. Der Untergang der Titanic kostete 74% der 3. Klasse-Passagiere, 78% der Crew und „nur“ 37% der wohlhabenden Reisenden das Leben.

Als das Unglück bekannt wurde, stoppte die Firma die Lohnzahlung – ließ sich aber von den Familien die Überführung der Leichen bezahlen. Hatten Beschäftigte das Glück zu überleben, bekamen sie nur den halben Lohn bezahlt. In der Region Hampshire, wo 50% der Besatzung herkamen, folgte massive Armut: Für die Heimkehrenden endete ihr Arbeitsvertrag und sie standen ohne Einkommen da (ein Stewart bekam 3 Pfund/Monat). Der Kapitän zum Vergleich bekam 1250 Pfund/Jahr. Für die Reichen gab es 40 verschiedene Menüs zur Auswahl, die 1.000 Passagiere der 3. Klasse mussten sich zwei (!) Badezimmer teilen. Die Titanic spiegelte den Wahnsinn des Kapitalismus und der Industrialisierung am Beginn des 20.Jh. wider und machte deutlich, dass Profit und Prestige die treibende Kraft bei ihrem Bau und Untergang war.