Sport ist Mord? 40 Jahre Olympia-Attentat

Der Feind meines Feindes ist mein Freund: Neonazis unterstützten Palästinenser beim Attentat 1972 in München!
Albert Kropf

Oft wird behauptet, dass Sport unpolitisch sei. Schon die Frage, wer daran teilnehmen darf und welche Disziplinen es gibt, ist politisch. In der Antike durften Frauen, Sklaven oder Barbaren weder mitmachen noch zuschauen. Aber auch in der Neuzeit dienten Sportereignisse den Herrschenden. Bestes Beispiel dafür die Olympischen Spiele von 1936 in Deutschland unter dem Hitler-Faschismus.

Vor 40 Jahren fanden die Spiele wieder in Deutschland statt. Damals stand Deutschland am Beginn des „bewaffneten“ Kampfes kleiner Gruppen, die das Abebben der 68er Bewegung nicht wahrhaben bzw. als StellvertreterInnen auftreten wollten. Eine davon war die RAF, die mit ihrem Kleinkrieg gegen den Staat die Linke für zwei Jahrzehnte in Geiselhaft hielt. Die RAF zeichnete sich wie andere „links“-terroristische Gruppen durch revolutionäre Phrasen aus. Am Ende standen sie letztlich auf einer Blut-und-Boden-Politik. Das zeigte sich deutlich bei den nationalen Befreiungsbewegungen. Die RAF ignorierte die Existenz von Klassengesellschaften in diesen Regionen. PalästinenserInnen waren damit schließlich per Geburt gut, Israelis eben böse.

Am Beginn der Spiele saß die 1. Generation der RAF schon im Gefängnis. Im September 1972 stürmte ein palästinensisches Kommando das Quartier der israelischen Olympia-Mannschaft. Dabei töteten sie zwei Sportler und nahmen 11 weitere gefangen. Der deutsche Staat antwortete mit aller Wucht und bei der vermeintlichen Geiselbefreiung starben alle Geiseln. Die Blut-und-Boden-Politik führte aber auch zu anderen Kooperationen. Erst vor kurzem wurde bekannt, dass der Anschlag durch zwei deutsche Neonazis unterstützt wurde. Die politische Konfusion verbrannte nicht nur Teile der 68er Bewegung im Kampf gegen Staat, sondern führte auch zum Bündnis mit Neonazis. In diesem Sinn gibt es auch eine Kontinuität von einstigen „linken“ Führungsgestalten wie Bernd Rabehl oder Horst Mahler zur neuen Rechten heute. Es zeigt aber auch die Bedeutung einer richtigen Analyse für unsere tägliche politische Arbeit. Und das gilt bis heute!

Erscheint in Zeitungsausgabe: