Spanien: Neues Zentrum der Krise

Die viertgrößte Volkswirtschaft Europas droht, zu kollabieren.

Im Juni wurde den maroden spanischen Banken 100 Mrd. aus EU-Töpfen zugesichert. Der konservative Regierungschef Rajoy versucht indes verzweifelt, durch brutale Kürzungen in allen Bereichen, ein griechisches Schicksal zu vermeiden

Doch das ist längst Realität. Mit einer offiziellen Arbeitslosenrate von 25% und einer Jugendarbeitslosigkeit von 50% übertrifft Spanien alle anderen Krisenstaaten. Unternehmen verlassen das sinkende Schiff – über 100 Mrd. wurden 2012 bereits aus Spanien abgezogen. Regionale Banken haben die spanische Immobilienblase aufgeblasen und sitzen auf ca. 200 Mrd. fauler Kredite. Der Staat versinkt in Schulden: Zinsen für spanische Staatsanleihen stehen bei unglaublichen 6% (Im Vergleich: Deutschland 1,3%). Allein 29 Mrd. machen die Zinszahlungen 2012 aus.

Gleichzeitig wächst der Widerstand: Dem Generalstreik vom 29.3. folgten im Mai drei Massenmobilisierungen. Die Gewerkschaftsführungen versuchen, den Widerstand auf die Ebene von zahnlosen Volksabstimmungen zu verlagern. Die „Vereinigte Linke“, die laut Umfragen auf 12% kommt, spielt regional sehr unterschiedliche Rollen: Im Süden unterstützt sie sozialdemokratische Kürzungsregierungen, im Norden verweigert sie dies. Die asturischen MinenarbeiterInnen führen den Widerstand: Sie streiken und kämpfen entschlossen gegen die Zerschlagung ihrer Industrie. Auf die Gummigeschosse der Polizei antworten sie mit selbst gebauten Raketenwerfern, aus Solidarität trat am 18.6. die ganze Region in den Generalstreik.

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