Rote Seitenblicke: Gefährliche Homöopathie

Peter Gründler

In armen äquatornahen Ländern ist der Zugang zu und die Verfügbarkeit von medizinischer Versorgung stark eingeschränkt. Organisationen wie "Ärzte ohne Grenzen", Hilfsprogramme und -Organisationen auf Spendenbasis wenden viel Geld und Energie dafür auf, die Lage zu verbessern. An den Ursachen wird jedoch nicht gerührt und für eine menschenorientierte "slow medicine" fehlt das Geld, oder sie ist von Kürzungen bedroht.

Als schamloser Trittbrettfahrer ist der Verein "Homöopathen ohne Grenzen" (HoG) aufgesprungen und missioniert mit religiösem Eifer in diesen Ländern, wo sie HomöopathInnen "ausbilden". Ganz selbstlos verhelfen Sie so den Betroffenen zur Selbstschädigung. Kugerln schlucken und beten statt fundierter Behandlung. Wohlgemerkt geht's hier nicht um Schnupfen, sondern um tödliches wie Malaria, Typhus etc..

Um es ganz klar zu sagen: Für die Wirksamkeit der Homöopathie gibt es keinerlei robuste Daten. Das "Prinzip" entbehrt jeder Vernunft. Die Menschen in diesen Ländern brauchen leistbaren Zugang zu guter medizinischer Versorgung. Sie brauchen gut ausgebildetes Gesundheitspersonal, das geografisch und finanziell leicht zugänglich ist, das auch Zeit für den/die EinzelneN hat. Sie brauchen keine teuren Lactosekügelchen oder Tropfen. Denn die helfen ihnen nicht mehr als ein Scheinmedikament - was sie ja auch sind.

Wird dem verantwortungslosen Treiben der HoG nicht Einhalt geboten, gibt es bald Aktionen wie "Granderwasser für Ghana" oder "Bachblüten für Bolivien" – profitabel auf Kosten der Ärmsten.

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