Rote Seitenblicke: "Fuckup Nights"

Helga Schröder

Elitäres Scheitern: Bei den “fuckup nights“ (FUN) werden events rund um die Welt organisiert, in denen UnternehmerInnen ihr Scheitern schildern. Das nächste in Wien am 16. März organisiert A1. Als locations dienen so bescheidene Orte wie das Palais Eschenbach oder das Looshaus. Alle sind lustig und trinken Bier. Die „Gescheiterten“ haben keine wirklichen, existentiellen Probleme. Eine gescheiterte Unternehmensberaterin, die nun als Managerin in einem Konzern arbeitet, ein Autor, der sein Scheitern darin erblickt, dass er nicht allseits bekannt ist, haben sich u.a. auf der FUN in Innsbruck präsentiert. An großen Unternehmen als Sponsoren mangelt es nicht. Bei der eigenen Werbung ist es aus mit der „Kultur des Scheiterns“. Dort muss dann doch großtrabender Unternehmersprech her. Die „speaker“ der fuckupnights sind großteils wieder oder noch UnternehmerInnen oder ManagerInnen. Nach working poor oder Arbeitslosen wird man vergeblich suchen. Die nicht ausdrücklich formulierte Grundaussage: Unternehmer dürften scheitern, während Arbeitslose und NiedriglohnbezieherInnen sich ihres Privatkonkurses und ihrer Armut schämen müssen; UnternehmerInnen dürften das, weil sie „Risikos“ eingehen, Arbeitsplätze „schaffen“, gönnerhaft und mutig Unternehmen gründen – anders formuliert: Arme, Arbeitslose sind selber schuld. Die Wahrheit ist: Das Risiko ist voll auf Seiten der Beschäftigten, sie erarbeiten die Profite der Unternehmen, sie werden arbeitslos und arm, wenn es schief geht. Unternehmer können sich lustige events zum Scheitern leisten.

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