Rote Seitenblicke - Adel in Österreich

Peter Gründler

Im Zuge der Gründung der Ersten Republik wurden die Stiftungen des Kaiserhauses in Österreich einkassiert und zur öffentlichen Sache. Der Adel hingegen wurde ein halbes Jahr darauf nur symbolisch in die Schranken gewiesen: Er musste lediglich auf das „von“ und diverse Insignien verzichten. Während Ungarn nach 1945 enteignete, bleibt hierzulande der historisch bedingt zu einem guten Teil aus riesigen Ländereien bestehende Besitz bis heute in den ehemaligen Adelsfamilien. Von den 10 größten Grundbesitzern sind fünf dem Adel zuzurechnen – unter anderem die Familien Esterházy mit 44.000 ha, Mayr-Melnhof mit 32.400 ha und Schwarzenberg mit 20.000 ha. Diese Familien sind nach wie vor mächtig, reich und organisiert – Die „Vereinigung der Edelleute in Österreich“ wurde 2006 vom Innenministerium als zulässig erkannt. Während sie ihren aus dem Fleisch des Volkes geschnittenen Reichtum weiter vermehren können, kriechen sie auch politisch wieder aus ihren Schlössern. Der Grün(!)politiker Ulrich Habsburg äußerte im September die krude Idee, die Adelstitel in Österreich wieder einzuführen, „um die Polarisierung zwischen Aristokraten und Nicht-Aristokraten zu lindern.“

Wir meinen dazu: Der Adel ist ein verzichtbares Überbleibsel, der sich (wie auch die Kirche) an gestohlenem Vermögen festkrallt. Deshalb sollte sein Landbesitz endlich zum öffentlichen Gut gemacht werden. Auch die Privatstiftungen des Adels, in denen über Jahrhunderte gehortetes Diebesgut steuerschonend lagert, gehören enteignet!

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