Rote Seitenblicke: 30 Jahre Hainburger Au

Alexander Svojtko

Am Ende standen „Weihnachtsfriede“ und „Nachdenkpause“, wie sich der damalige Bundeskanzler Sinowatz (SPÖ) ausdrückte. Bis heute wird die Besetzung der Hainburger Au vom Dezember 1984 gerne als erfolgreichste „soziale Bewegung“ der 2. Republik dargestellt. Und tatsächlich war es der der massive Protest von AktivistInnen breiter Schichten, der – von der Gendarmerie niedergeprügelt – die Verbauung der Au verhinderte.

Nicht verhindert haben die Verbauung die teils ÖVP-nahen ProponentInnen, die am 7. Mai vor dreißig Jahren unter Mithilfe der „Kronenzeitung“ mit der „Pressekonferenz der Tiere“ das Konrad Lorenz-Volksbegehren prominent präsentierten. Wie etwa der Publizist Günther Nenning (Auhirsch), laut Eigendefinition ein „Rot-Grün-Hellschwarzer“, der bis zu seinem Tod 2006 für die „Krone“ arbeitete und abstruse Bücher über Schutzengel schrieb. Oder der großbürgerlich-liberale Wiener ÖVP-Stadtrat Jörg Mauthe (Schwarzstorch). Der Europaparlamentarier und Waldheimschwiegersohn Othmar Karas (Kormoran) war damals Nationalrat und Bundesobmann der Jungen ÖVP; als Chef der FPÖ-Jugend war der spätere FPÖ/BZÖ-Verkehrsminister Hubert Gorbach (Blaukehlchen) dabei; und selbst der „Arbeiterdichter“ Peter Turrini (Rotbauchunke) gehörte 1984 zum Establishment.

Aus der Bewegung gegen Hainburg heraus konnten sich zwar die Grünen unter Freda Meissner-Blau (damals noch SPÖ, Laufkäfer) als vierte, angeblich alternative Parlamentspartei etablieren ; aber „Au!“ – auch sie sind heute längst im pragmatischen Establishment angekommen.

 

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