Repression an der Schule

Freie Meinungsäußerung unerwünscht
Franziska Ginner

Repression: In vielen Schulen Österreichs wieder Gang und Gebe. Am Wiedner Gürtel, Wien 4, gab es Einschüchterungsversuche seitens des Direktors und SWI (Sozialistischer Widerstand International) organisierte eine erfolgreiche Gegenkampagne.

Anfang Dezember 2001 teilten Schülerinnen (Steffi & ich) Flugzettel, die Anti-Kriegsdemonstration in Brüssel betreffend, vor unserer Schule aus. Nur kurze Zeit darauf wurde ein „SchülerInnen-Läufer“ durch die Klassen geschickt. Dieser Brief war vom Direktor verfasst und musste von den LehrerInnen laut in ihrer Stunde vorgelesen werden. Er beinhaltete zum einen nur ungefähre Angaben über die betreffenden Personen, zum anderen einen Appell an alle SchülerInnen, sich diese „extremistische Politpropaganda nicht gefallen“ zu lassen. Andererseits sollten sie diese „Wenigen, Irregeleiteten und Verhetzten“ trotzdem als ihre Mitmenschen akzeptieren und anerkennen. Erwähnt sei noch, dass der Direktor sich deutlich gegen die Teilnahme an dieser Demonstration („Es werde Folgen haben...“) aussprach. Vielleicht hatte er bezweckt, uns einzuschüchtern. Doch das ist fehlgeschlagen. Wir sind trotzdem gefahren und eine gute Werbung für unsere Schule war es allemal.
SWI (Sozialistischer Widerstand International) setzte eine Initiative vor unserer Schule. Ein Infotisch wurde aufgestellt, es gab Musik, außerdem schmückten wir die Telefonzellen mit einem großen Plakat, auf dem nochmals das Direktorzitat zu lesen war. Wir trugen alle Aufkleber mit „AgitatorIn“, „Verhetzt“ und „Irregeleitet“. Und wir verteilten ein  Flugblatt mit einem Statement der ehemaligen Schulsprecherin Irene Müller (SLP), die anlässlich des Schulstreiks am 18.2.2000 schon ähnliches mit dem Direktor erlebt hatte. Die Reaktion des Direktors darauf sowie über unser dreitägiges Fehlen in der Schule (wegen der Demo in Brüssel)? Nichts! Die ganze Sache wurde von der Direktion totgeschwiegen. Wir haben gewonnen und so bei den Demonstrationen und der Gründung von SWI/ISR mitwirken können. Unbeabsichtigt leistete der Direktor einen wertvollen Beitrag zur Vergrößerung von SWI. Dankeschön!

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