Rechter Rand

Fabian Lehr

Angesichts der Flüchtlingskrise in der EU zeigt sich momentan deutlich wie lange nicht mehr: Es ist das Kleinbürgertum, das rassistischer und faschistischer Ideologie die Stichworte gibt. In Deutschland hat sich mit der AfD eine neue große Partei der autoritär-rassistischen KleinbürgerInnen etabliert. Auch in Österreich werden die Stimmen lauter. Beispielhaft ist der Wiener Arzt Thomas Unden, der mit seiner Weigerung, Flüchtlinge zu behandeln, in die Schlagzeilen geriet und in einem bizarren social media-Auftritt seine frische Popularität für eine Bundespräsidentschaftskandidatur nutzen will. Oder der Linzer Anwalt Klaus Burgholzer, der sich weigert, ausländische Angeklagte zu vertreten. Begründung: "Moralische Gründe und Gründe der Ideologie - ich bin politisch rechtsorientiert, also volkstreu und heimattreu." 1994 war Burgholzer zum Obmann des rechtsextremen Witikobundes gewählt worden.

Exzentrische rechtsextreme Figuren hat es immer wieder gegeben. Die Veränderung besteht darin, dass ihre Ansichten nach Jahren von blauer Hetze, staatlichem Rassismus und vor dem Hintergrund der Krise, nicht mehr so exzentrisch wirken und mit wachsender Billigung, besonders aus kleinbürgerlichen Kreisen, rechnen können. In einer Zeit, in der einmal als linksliberal geltende Blätter wie "profil" und "Falter" mit rassistischen Covern Stimmung machen, die man früher von FPÖ-Kampagnen gewohnt war, sind die absonderlichsten rechtsextremen Vorstellungen in der gesellschaftlichen Mitte angekommen. 

 

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