Profite raus aus der Lebensmittelproduktion!

Essen wird immer gefährlicher
Laura Rafetseder

Der EHEC-Skandal hat viele Menschen verunsichert – wieder einmal. Was dürfen wir jetzt überhaupt noch essen? Welches Essen ist sicher? Da bemüht man sich, sich selbst und seine Kinder gesund (und kostengünstig) zu ernähren – aber das ist harte (unbezahlte) Arbeit und kostet Geld. Einkaufen gehen, kochen – und sich informieren. Was schwer ist, da die aufgedruckten Angaben völlig unverständlich sind und wir nicht die Zeit haben, um den Weg unseres Essen vom Produzenten zum Supermarkt direkt nachzuverfolgen.

Produktion für Profite

Lebensmittelskandale sind nichts grundsätzlich neues. In den 90ern war es BSE, immer wieder gibt es Fleischskandale. Auf/in unserem Essen tummeln sich E-Inhaltsstoffe, Pestizide, Konservierungsmittel. Es wird gentechnisch verändert oder sinnlos durch die Welt verschifft. Tiere werden auf engem Raum zusammengepfercht, Atomkatastrophen verstrahlen die Ozeane etc.

Bio-Lebensmittel galten lange als die Antwort auf alle Probleme – für jene, die sich teure Produkte leisten können. Aber nach dem EHEC-Skandal stellt sich zurecht die Frage, ob denn ein Bio-Siegel allein reicht, um sicheres, gesundes Essen zu garantieren. Was bleibt, ist Verunsicherung. Dahinter steckt folgendes: Im Kapitalismus wird für Profite produziert und KonsumentInnen bzw. die Beschäftigten in der Lebensmittelindustrie haben keine oder kaum Kontrolle darüber wie und was produziert wird. Die etablierten Parteien vertreten die Interessen der großen Agrarbetriebe und Lebensmittelkonzerne – die eifrig mit Subventionen gefüttert werden. Nach der Atomkatastrophe in Japan hat die EU versucht, die Strahlungsgrenzwerte für japanische Lebensmittel hinauf zu setzen! Gleichzeitig sparen die Regierungen in ganz Europa die Gesundheitssysteme kaputt, Küchen in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder Spitälern werden privatisiert oder ausgegliedert.

Kontrollieren kann man nur was einem gehört!

Parteien wie die Grünen setzen auf Ideen wie „verantwortliche KonsumentInnen“ oder „Konsumboykotte“. Sie ignorieren zwei Dinge: Erstens, dass das nur möglich ist, wenn man das Geld dafür hat – auf die „Bio-Lohnerhöhung“ warten wir bisher vergebens. Und zweitens, dass man nur kontrollieren kann, was einem auch gehört. Wir meinen: Profite raus aus der Lebensmittelproduktion! Die Agrar- und Lebensmittelindustrie muss in öffentliches Eigentum überführt werden und die Produktion von den Beschäftigten und den KonsumentInnen kontrolliert werden. KleinbäuerInnen müssten durch staatliche Kredite und Preisgarantien Unterstützung bekommen, um auf ökologische Produktion umzustellen. Um die Maschinen besser nutzen zu können und damit die Familienbetriebe auch mal Urlaub machen können, könnte ein freiwilliger Zusammenschluss zu gemeinschaftlichen Betrieben gefördert werden (im Gegensatz zur Zwangskollektivierung im ehemaligen Ostblock). Wir wollen sicheres, gesundes und leistbares Essen – und dafür brauchen wir eine sozialistische Gesellschaft, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und nicht an den Profiten der Unternehmen!

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