Mythos Freie Bildung

Auch wenn es an öffentlichen Schulen kein „Schulgeld“ gibt, fallen doch hohe Kosten an.
Laura Rafetseder, Alleinerziehende

Freie Bildung ist ein Mythos. Ich bin Mutter eines Volksschulkindes in einer Ganztagsschule. Während die Betreuung im Kindergarten noch beitragsfrei war, kommt die Volksschule als berufstätige Alleinerzieherin trotz Ermäßigung teuer. Ich zahle durchschnittlich im Monat 180,- Euro an "Schulgeld" (obwohl eben öffentlich). Nachmittagsbetreuung und Mittagessen kosten, weil immer noch erwartet wird, dass das Frauen im Privaten erledigen. Dazu kommen Kosten von Ausflügen über Schulmaterial bis Schullandwochen etc.

All das ist auch eine Folge der jahrelangen Kürzungspolitik - eine schleichende Auslagerung in die Familie und somit Privatisierung von Arbeit und Kosten. Die Schulen können „autonom entscheiden“, ob sie weniger anbieten oder die Eltern zahlen lassen - und die haben dann keine Wahl. Der Staat schleicht sich aus seiner Verantwortung. Schüler*innen, deren Familie Probleme mit diesen „Schul-Nebenkosten“ haben, werden tendenziell auch in der Klasse, Schule und folglich in der Gesellschaft ausgegrenzt und haben es schwerer, die geforderten Leistungen zu bringen. Gerade diese Kinder benötigen dann Nachhilfe - die auch wieder privat zu zahlen ist. Von freiem Bildungszugang sind wir also meilenweit entfernt. Was sich der Staat leistet, ist eine politische Entscheidung...

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