Kurznachrichten aus Betrieb & Gewerkschaft (Dezember 2021 / Jänner 2022)

Lukas Kastner

- Zahnlos

Mit der Aktionswoche „Stress lass nach“ gegen wachsenden Arbeitsdruck will die GPA offenbar für Weihnachtsstimmung sorgen. Denn die Initiative ist nicht mehr als ein Brief ans Christkind. Anstatt Kampfmaßnahmen zu organisieren, gibt es Appelle an Firmen und Tipps, was man selbst tun kann. Forderungen wie eine Personaloffensive oder Arbeitszeitverkürzung fehlen. Eine derartige Symbolpolitik hilft Beschäftigten nicht.   

 

- Zuwenig

Seit Beginn von Corona haben die Beschäftigten im Handel ihre Wichtigkeit bewiesen. Darauf ließen sich Streiks für massive Lohnerhöhungen aufbauen. Doch die Gewerkschaftsspitze fordert in den KV-Verhandlungen 3,5% und liegt damit sogar unter der Teuerung des Oktobers. Ein Grund mehr, alle Entscheidungen über Forderungen und Annahme/Ablehnung von Ergebnissen den Beschäftigten selbst zu überlassen. 

 

- Routine

In der Metallindustrie gleicht das Verhalten der Gewerkschaftsführung einem einstudierten Eiertanz. Jedes Jahr werden Betriebsversammlungen und Streiks angekündigt, halbherzig begonnen und dann ein Rückzieher gemacht. Auch dieses Jahr war der Abschluss von 3,5% weit hinter der Forderung der Gewerkschaften und hinter dem, was v.a. angesichts der Wut der Kolleg*innen (auf den öffentlichen Streikkundgebungen) möglich war.    

 

- Bremsklotz!

Auch die Lohnerhöhung der Eisenbahner*innen liegt mit 3,7% kaum über der Oktoberinflationsrate – und das, nachdem sie 2020 nur 1,3% betragen hatte. Anstatt die Kolleg*innen in die Verhandlungen einzubinden, sollten die Betriebsrät*innen erst nach der nun abgeschlossenen Lohnrunde im Detail informiert werden. Kein Wunder, dass die Gewerkschaft immer mehr als Teil des Managements gesehen wird. 

 

- Planlos

Bei den Verhandlungen der öffentlich Bediensteten sind die Forderungen der Gewerkschaft besonders mickrig. Auch nach Protesten von Beschäftigten im Gesundheitsbereich fordern deren Gewerkschaften younion und GÖD weniger als die Inflation (2,1%). Dabei zeigen internationale Erfahrungen z.B. bei Charite/Vivantes in Berlin, dass offensive Forderungen auch in diesen Bereichen durch Streiks durchgesetzt werden können.

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