Kollegin Blaha ist nicht allein.

Sonja Grusch

Barbara Blaha ist wohl die bekannteste ÖH-Vorsitzende seit langem. Ihr Austritt aus der SPÖ hat bewiesen, dass es ihr um Inhalte, nicht um Karriere geht. Das ist gerade in dieser SPÖ keine Selbstverständlichkeit. Und Barbara Blaha steht mit diesem Schritt stellvertretend für viele, die von der SPÖ enttäuscht sind. Dabei hatte sich ohnehin niemand viel erwartet. Schließlich war die SPÖ-Politik in Landesregierungen (Privatisierung, Sozialabbau) und Opposition (Zustimmung zur Verschärfung des Asylrechtes) bekannt.

Barbara Blaha berichtet, dass viele ihren Schritt begrüßt haben und viele sie aufgefordert haben, sich an die Spitze einer neuen Partei zu stellen. Sie hat Recht, dass man mit einem solchen Projekt grundsätzlich vorsichtig sein muss. Neue Parteien, die auch wirklich "abheben", können nicht einfach aus dem Boden gestampft werden. Sie entstehen nicht einfach per Proklamation durch eineN AnführerIn. Aber es ist auch wichtig, Chancen zu ergreifen, wenn sie existieren. Nach der Enttäuschung über die nicht enden wollende Kette von "Umfallern" der SPÖ war eine soAlche Chance gegeben. Viele Menschen waren wütend. Nicht nur Studierende, auch GewerkschafterInnen und ganz "normale" Menschen, welche die SPÖ als - wie man spätestens jetzt weiß - vermeintlich kleineres Übel gewählt hatten. Barbara Blaha war für diese Stimmung nicht nur eine "Projektionsfläche" wie sie selbst sagt, sondern auch eine Hoffnungsträgerin. Endlich jemand, der/die nicht alles schluckt, raus geht, sich nicht einlullen lässt und öffentlich macht, was nicht in Ordnung ist. Dass die Entstehung einer neuen Partei für ArbeitnehmerInnen und Jugendliche nicht einzig von ihr abhängt, ist klar. Aber dass ihr in einem solchen Entstehungsprozess eine Rolle zukommen kann ebenso. Chancen für die Bildung einer solchen neuen Formation kommen und gehen. Wenn sie ungenützt verstreichen, dauert es einige Zeit, bis neue entstehen. In dieser Zeit ziehen sich Menschen, die bereit gewesen wären, etwas zu tun, frustriert zurück. Sie beteiligen sich dann an kommenden Chancen möglicherweise nicht mehr. Hat Barbara Blaha hier also nicht schon eine echte Chance verstreichen lassen? Wir hoffen nichts desto trotz, dass sie in einem künftigen Projekt - für das die SLP schon jetzt aktiv kämpft und eintritt - dabei sein wird.

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