KiK – Kapitalismus ist kriminell

Oder: Wie Konzerne ArbeitnehmerInnenrechte mit Füßen treten
Karl Krumpschmid

Der seit viereinhalb Jahren bei KiK in Villach angestellte Filialleiter Andreas Fillei wagte es im letzten Sommer auf Klagen von KollegInnen über Missstände innerhalb des Diskonters aufmerksam zu machen. Diese fingen bei der – wegen Unterbesetzung der Filialen oder nicht vorhandener WCs – fehlenden Möglichkeit, eine Toilette aufzusuchen an. "85% bekommen die Vor- und Abschlussarbeiten nicht bezahlt und 60% beklagen, dass ihre Wochenstunden willkürlich hinauf- und hinuntergesetzt werden. Die vereinbarte Arbeitszeit wird mit jeder/m zweiten ArbeitnehmerIn nicht eingehalten," so Kollege Grundei von der GPA-DJP. Ähnliche Zustände kennen wahrscheinlich viele in Großkonzernen tätigen Handelsangestellten.

Liste "Wir sind KiK"

Als Fillei am 13. Februar 07 die Kandidatur seiner Liste "Wir sind KiK" zur Betriebsratswahl bekannt gab, wurde der zu diesem Zeitpunkt in Ternitz (NÖ) Aushelfende am 15. von einem Mitarbeiter in eine andere Filiale geschickt. Mit der Begründung, der Geschäftsführer Wolfgang Seebacher hätte etwas mit ihm zu besprechen, brachte ihn der dortige Verkaufsleiter in die Zentrale nach Wien. Hier erwartete ihn allerdings die fristlose Kündigung und ein Hausverbot für alle KiK-Filialen.

Andreas Fillei: "Ich wurde mit dem Vorwurf konfrontiert, es bliebe 'keine andere Wahl', als mich fristlos zu entlassen, nachdem ich der Firma großen Schaden zugefügt hätte. Was für ein Schaden das sein sollte, erwähnte Seebacher nicht." Weiters: "Die Signalwirkung an die Mitarbeiter muss man wohl nicht beschreiben. Einmalig ist auch, dass alle Mitarbeiter österreichweit von meiner Kündigung schriftlich informiert wurden. Mir selbst drohte Seebacher mit 'Klagen bis ans Lebensende', sollte ich je wieder Kontakt zu einem Filial-Mitarbeiter aufnehmen." Auf die Frage, ob das auch private Freundschaften einschließt, meinte er: "Es sieht so aus, als ob private Telefongespräche in Österreich verboten wären."

KiK-Management fordert Gewerkschaft heraus

Diese Ereignisse führten am 22. Februar zu österreichweiten Protestaktionen der GPA/DPJ. Vor der Zentrale in Wien Penzing waren gut 300 Leute, die Ihren Protest lautstark kundtaten. Wir von der SLP waren Vorort, um unsere Solidarität zu bekunden. Leider sprachen die anwesenden ÖGB-Funktionäre weiterhin von den Erfolgen der Sozialpartnerschaft und baten die KiK-Betriebsleitung immer wieder um Verhandlungen. Die Liste "Wir sind KiK" wurde aber schließlich einfach nicht zur Wahl zugelassen. Und eine weitere Mitarbeiterin wurde entlassen, als der Geschäftsleitung zu Ohren kam, dass diese der Gewerkschaft beigetreten sei. In einer Infomail räumt die GPA-DJP inzwischen selbst ein, dass es den Gerichten zumindest bisher offenbar nicht "möglich" war, in "unserem Sinne" zu entscheiden. Doch was wirklich weiter geschehen soll - außer dem juristischen Weg, der offenbar nicht wirklich zum Erfolg führt - war zumindest bis Mitte März völlig unklar.

Wie sollte es weiter gehen?

Die Struktur solcher Konzerne macht gewerkschaftliche Arbeit von Vornherein sehr schwierig. Die ArbeitnehmerInnen arbeiten an unterschiedlichsten Standorten zu unterschiedlichen Zeiten. Trotz dieser widrigen Umstände wünschen sich lt. GPA 98% der Beschäftigten einen Betriebsrat. Gerade Großkonzerne lassen sich durch Appelle und relativ zahnlosen Drohungen nicht einschüchtern. Die GPA hätte die Ressourcen, um vor etlichen KiK-Filialen auf die Missstände aufmerksam zu machen. Wir würden uns - wie viele GewerkschafterInnen - jedenfalls anschließen! Neben - potentiellen - KundInnen, könnten vor allem die Beschäftigten selbst angesprochen, gewerkschaftlich organisiert und in die Planung von weiteren Kampfmaßnahmen einbezogen werden. Ohne diese wird das KiK-Management nämlich wohl kaum zu "überzeugen" sein.

Erscheint in Zeitungsausgabe: