Immer weniger im Börsl?

Widerstand organisieren!
Herbert W., Betriebsrat (GMTN)

"Die Verschuldung der privaten Haushalte ist in vielen Ländern, darunter auch in Österreich, gestiegen."  (Österreichische Nationalbank, 2007). Laut der "ÖNB" gelten nicht nur bereits 100.000 Haushalte als hoffnungslos überschuldet. Angesichts der Kreditbelastung für Wohnung, Ausbildung und Konsumgüter wird trocken festgestellt: "Ob eine gegenwärtig finanzierbare Schuldenlast auch in Zukunft leistbar sein wird, hängt von den zukünftigen Einkommensentwicklungen ab."

Wir sollen kaufen - aber wovon?

1,65 Milliarden Euro sollen heuer im Dezember zusätzlich umgesetzt werden - um 15% mehr, als im Vorjahr. Wo soll all das Geld herkommen? Vor kurzem wurde eine Statistik veröffentlicht nach der angeblich jedeR in Österreich jährlich 18.950 Euro für Konsumausgaben übrig hat. Das heißt, dass monatlich nach Abzug der Fixkosten, wie Wohnung, Heizung, Strom, etc. mehr als 1.500 Euro übrig bleiben. Ist mir eigentlich noch nie aufgefallen, dass ich jedes Monat so viel zum Ausgeben habe - wie Millionen anderen in Österreich wohl auch. Laut Arbeiterkammer verdienen nämlich weit mehr als die Hälfte aller ArbeitnehmerInnen insgesamt weniger als 1500,- Euro netto pro Monat. Ganz offenbar ist der bestehende Reichtum extrem ungleich verteilt!
Weihnachtsgeld reicht oft nur zum Kontoabdecken - 6500 Privatkonkurse
Auch zu Weihnachten geht es den meisten nicht anders. Da wird das Weihnachtsgeld in erster Linie dazu verwendet, die Konten wieder abzudecken. Sollte dann noch etwas übrig bleiben, stellt sich bei vielen die Frage, ob es besser in ein paar zusätzliche Liter Heizöl oder ähnliches investiert wird, oder ob vielleicht doch eine kleine Überraschung für die Kinder angeschafft werden kann. Zum Glück gibt es ja auch noch die supergünstigen Ratenzahlungen - nach dem Motto: "Kauf jetzt - Konkurs anmelden kannst du dann nächstes Jahr." - wie es 6.500 Privatkonkurse in den ersten neun Monaten dieses Jahres vorzeigen.

300 Euro mehr für's  Heizen

2,8% betrug die Inflationsrate offiziell im Oktober. Und so "niedrig" ist sie nur, weil die Kosten für Flugreisen, Auslandsaufenthalte und Handytarife stark zurückgegangen sind. Dafür stiegen die Preise für Lebensmittel, Wohnen, Energie, Verkehr und Kommunalabgaben, wie Müllabfuhr oder Kanalgebühren um ein vielfaches der Inflationsrate. Dieses Jahr - so wurde errechnet - wird jeder Haushalt um 300 Euro mehr fürs Heizen ausgeben müssen. Bei steigenden Mieten und Betriebskosten (bis zu 13 %) sieht lediglich die Immobilienbranche die Lage als "überwiegend heiter" an (http://portal.wko.at).

Die Pensionserhöhungen sind viel zu niedrig!

Geradezu als Hohn müssen bei solchen Zahlen die zwei Millionen PensionistInnen die durchschnittlichen 2 % Pensionserhöhung empfinden. Noch dazu wenn diese von vielen aus Politik und Wirtschaft als zu hoch bezeichnet wird. Mit den 21 Euro für Pensionen bis 1.050 Euro kann nicht einmal die Heizkostensteigerung ausgeglichen werden. Also werden wieder die warmen Pullover angezogen, weil sich heizen nicht ausgeht.

Löhne hinken weiter hinter her!

Auch die angeblichen knapp 4% Lohnerhöhung für die Metaller - immerhin einer der höchsten Abschlüsse - erweisen sich als Mogelpackung, da Einmalzahlungen und Verteiloption das Ergebnis langfristig deutlich verschlechtern. Bei den mehr als 500.000 Handelsangestellten, werden die ausgehandelten 3,1 % ohnehin praktisch zur Gänze von der Inflation gefressen. 2/3 aller ÖsterreicherInnen finden die Einkommensverteilung ungerecht. Warum? Dazu nur ein Beispiel: Mit der Jahresgage des vermutlich bestverdienenden Österreichers (Andreas Treichl - Erste Bank Chef) könnte die Pensionserhöhung für zirka 20.000 PensionistInnen abgedeckt werden. Stattdessen gibt's für Treichl eine Auszeichnung als bester Manager des Jahres. Wir gratulieren herzlich.
Entwicklung liegt am System
Schon 2006 stellte die Arbeiterkammer u.a. fest:

  • Die Produktionsleistung steigt seit 10 Jahren mindestens drei mal so stark wie die Löhne
  • Das unterste Einkommensfünftel musste in dieser Periode sogar Einkommensverluste hinnehmen (1999-2006: minus 2,3%)
  • 67.700 Österreicher sind demgegenüber DollarmillionärInnen
  • Ebenso bleibt die Lohnquote (Anteil der Lohn- Gehaltssumme am Bruttoinlandsprodukt) seit Jahrzehnten langfristig und fortgesetzt rückläufig

Ausgewirkt haben sich derlei Erkenntnisse aber leider nicht auf die Strategie der Gewerkschaftsführung in den Kollektivvertragsverhandlungen. Das liegt letztlich daran, dass die Gewerkschaften heute noch immer nicht die Drohungen und Behauptungen der Gegenseite in Frage stellen und selber das Märchen vom Erhalt der "Wettbewerbsfähigkeit" vorbeten.
Wir meinen demgegenüber: Wenn dieses System ständig sinkende Reallöhne und steigenden Arbeitsdruck bedeutet, dann haben die ArbeitnehmerInnenvertretungen die Aufgabe, entsprechende (sozialistische) Alternativen zu entwickeln. Das jetzige System können wir uns jedenfalls auf Dauer nicht leisten!

Mehr zum Thema: 
Erscheint in Zeitungsausgabe: