Gegen den Personalabbau bei der Post!

Gewerkschaft muss Proteste organisieren!
Jan Rybak

Die Geschäftsführung der Österreichischen Post AG kündigt an, Stellen einzusparen. Sie selbst spricht von 1.000 Stellen, die bis 2009 nicht mehr nachbesetzt werden. Die Gewerkschaft spricht von bis zu 2.400 PostlerInnen, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden (das ist ein Fünftel der Belegschaft in der Brief- und Paketzustellung).

Niemand kann ernsthaft glauben, dass all diese Menschen durch „natürlichen Abgang“ aus dem Unternehmen gehen. 80 MitarbeiterInnen würden laut Postmanagement das Unternehmen (freiwillig?) jeden Monat verlassen. Die Freiwilligkeit wird aber sehr wohl dadurch relativiert, dass der Arbeitsdruck immer größer, teilweise unerträglich wird.

„Wir hören seit Jahren, dass wir zu viele sind. Keiner weiß, wackelt der eigene Arbeitsplatz oder der des Kollegen. Labil darf man in unserem Job nicht sein... Und krank werden - das traut sich eh keiner mehr.“ (So eine steirische Postlerin im Gespräch mit dem Standard). Die Gewerkschaft erwartet, dass durch die Personalreduzierungen jedeR PostlerIn 1,5 Stunden pro Tag mehr arbeiten müsste. Das Management bietet als Entschädigung lächerliche 90 Euro brutto mehr!

Postämter werden geschlossen

Das Management greift nicht nur die Beschäftigten an, sondern bläst auch zum Generalangriff auf die Infrastruktur, und damit auf die Versorgung der Bevölkerung. In den letzten Jahren hat die Post bereits hunderte Postämter aus „Unwirtschaftlichkeit“ geschlossen. Nun stehen weitere 19 auf der Abschussliste. In vielen Gemeinden bestehen keine Postämter mehr, was viele Leute dazu zwingt, oft viele Kilometer zu fahren um ein Paket oder ähnliches aufzugeben. Offensichtlich haben die Damen und Herren in Management und Regierung (51% der Post sind immer noch in öffentlicher Hand) vergessen, dass die Post vor allem einen Versorgungsauftrag für die Bevölkerung hat. Sie darf nicht zu einem reinen Gewinnbringer für Unternehmer und Großaktionäre werden.

Rekordgewinne und Personalabbau auf dem Rücken der Beschäftigten

In einer Presseaussendung vom 9. August übt sich das Post-Management in Selbstbeweihräucherung ob der erzielten Rekordgewinne im ersten Halbjahr 2007. In dieser Presseaussendung heißt es u.a.: „Der Geschäftsverlauf der Österreichischen Post hat sich im 1. Halbjahr 2007 sehr positiv entwickelt. Die Umsatzerlöse des Konzerns stiegen um 29,6% auf 1.116,8 Mio EUR.“ Des weiteren geht das Postmanagement im Ausland auf Einkaufstour. Die Österreichische Post übernimmt 2007 „Van Osselaer Pieters Colli Service“ in Belgien und „DHL Direct Distribution Service“ (DDS) in den Niederlanden von DHL EXPRESS. Und weil der Hunger der Großaktionäre noch immer nicht gestillt ist: 100 % der Anteile des Direktmarketing-Dienstleister meiller direct GmbH in Deutschland. Es ist also klar, die Gewinne, die von den einfachen PostlerInnen erarbeitet werden, streichen sich Management und Aktionäre ein. Auf die (Existenz-)Interessen der Beschäftigten wird keinerlei Rücksicht genommen.

Gewerkschaftsführung hat einmal zu oft versagt

Beim Börsegang der Post 2006 sah die Gewerkschaftsführung tatenlos zu. Die einzig „Aktion“ zu der sich die Bürokratie aufraffen konnte, war ein mündlicher Protest, der darauf hinauslief, dass es „nicht der richtige Zeitpunkt“ für die Privatisierung der Post sei. Wir haben damals schon darauf hingewiesen, dass es gar keinen „richtigen“ Zeitpunkt für die Privatisierung der Post geben kann! Ein Unternehmen, das so wichtig für das funktionieren einer Gesellschaft ist, wie die Post, darf nicht in den Händen von Börsenspekulanten sein! Die Gewerkschaftsführung bewegte sich keinen Zentimeter – durch dieses Versagen ist nun die Existenzgrundlage von bis zu 2.400 PostlerInnen gefährdet.

Postversand in Postlerhand!

Wir sagen, so etwas darf nie wieder passieren! Die Gewerkschaft muss sich mit aller Kraft gegen den Personalabbau und das Schließen von Postämtern stellen! Sie sollte sich für die Bildung von Aktionsgruppen in allen Dienststellen einsetzen, die dann demokratisch über Kampfmaßnahmen zur Abwehr der Angriffe beraten.

Die SLP fordert:

  • Keine Kündigungen, auch nicht unter dem Deckmantel eines „natürlichen Abgangs“
  • Keine Schließung von Postämtern
  • Keinerlei Verschlechterungen für die Post-Beschäftigten
  • Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich statt Personalabbau und erhöhtem Arbeitsdruck
  • Rückverstaatlichung der privatisierten 49% der Post AG unter demokratischer kontrolle der Beschäftigten