Festspiele: Von Kunst und Armut

Jan Rybak

Am 20. Juli werden die Salzburger Sommerfestspiele eröffnet. Wie jedes Jahr werden sich Staatsgäste neben B- und C-Promis sammeln und der moralinsauren Eröffnungsrede beiwohnen. SalzburgerInnen mit geringem Einkommen sind nicht erwünscht – Ihre Anwesenheit wird schon alleine durch die astronomischen Kartenpreise verhindert. So beginnt das alljährliche kulturelle Großereignis der selbst ernannten Eliten.

Heuer wird das Spektakel nicht in gewohnter Ruhe und Harmonie stattfinden. Auf Initiative der SLP wird es rund um die Eröffnung zu lautstarken Protesten kommen. Dabei geht es nicht gegen „die Festspiele“. KeineR zieht die künstlerische Qualität von Oper und Schauspiel in Zweifel; es geht auch nicht darum, „den Reichen“ mal die Meinung zu sagen (dass die meisten Menschen nicht viel von ihnen halten ist nichts Neues). Es geht darum, dem Prunk der Festspieleröffnung die Lebensrealität der Mehrheit der Menschen in dieser Stadt gegenüberzustellen. Wohnungsmangel und überteuerte Mieten, explodierende Lebenserhaltungskosten (gerade zur Festspielzeit klettern die Preise) etc. Es ist auch nicht einzusehen, warum einerseits Bund, Land und Stadt Salzburg das Großereignis mit über 16 Mio. Euro sponsern (lt. Rechnungshof wurden die Förderungen von 2005-10 um 22,8 % erhöht, während in allen anderen Bereichen gekürzt wurde) und gleichzeitig unabhängige Kulturinitiativen kaputtgespart werden.

Seit mehreren Jahren besteht in der Stadt Salzburg ein Bettelverbot, im Sommer wird das noch verschärft. Das Sauber-Image der Stadt soll nicht angekratzt, die reichen Gäste nicht mit Armut konfrontiert werden. Verbunden ist das Ganze mit rassistischer Hetze, insbesondere gegen Roma aus Osteuropa. Vizebürgermeister Preuner (ÖVP) meinte, man würde den Roma die Anwesenheit in Salzburg „so unangenehm wie möglich“ machen. Anlass für diesen Verbalausfall war ein Übergriff von mit Eisenstangen bewaffneten Jugendlichen auf Roma, der „nahe am Pogrom“ (Schriftsteller Karl-Markus Gauß) war. Preuner & Co. schaffen ein gesellschaftliches Klima, in dem rassistischer Terror gedeiht; das alles im Rahmen des Kampfes gegen „Bettlerbanden“.

Protest gegen Verarmung und Rassismus:

Freitag, 20.07. 19:00 Herbert-von-Karajan-Platz (Bei der "Pferdeschwemme")

Erscheint in Zeitungsausgabe: