Für eine Partei des Widerstands

Interview mit Lucy Redler

Ende Mai kandidierst du beim Bundesparteitag. Was willst du im Parteivorstand erreichen?

Die Lage ist ziemlich ernst. Während die AfD zulegt und rechter Terror alltäglich ist, wird DIE LINKE von weniger Menschen als grundlegende Alternative zum Establishment wahrgenommen. Das muss sich ändern! Vor kurzem hat die „Heute Show“ eine Schweigeminute für PolitiklehrerInnen gefordert, weil sie ihren SchülerInnen erklären müssen, dass Kretschmann nicht in der CDU, Seehofer nicht in der AfD und Gabriel Sozialdemokrat ist. DIE LINKE muss sich als sozialistische Partei in Abgrenzung zu all diesen deutlich unterscheiden. Das schaffen wir nicht, indem wir auf Landesebene Regierungen mit diesen Parteien bilden, sondern indem wir auf ein eigenständiges oppositionelles Profil setzen und indem wir uns vor allem auf außerparlamentarische Bewegungen stützen und diese selbst mit aufbauen. Die parlamentarische Arbeit ist wichtig, aber hat einen viel zu hohen Stellenwert. Als Aktivistin in verschiedenen sozialen und gewerkschaftlichen Solidaritätskampagnen und antirassistischen Initiativen möchte ich im Parteivorstand einen Beitrag leisten, die bewegungsorientierte Arbeit weiter zu stärken. DIE LINKE wird im Widerstand gebraucht.

Was bedeutet sozialistische Politik für Dich?

Der Kapitalismus führt uns doch täglich das Elend von Krieg, Armut, dem Schicksal von Millionen Geflüchteten und die Unfähigkeit des Systems vor Augen, die Klimakatastrophe abzuwenden. Wir müssen dafür streiten, dieses unmenschliche System durch eine sozialistische Demokratie zu ersetzen und dies nicht nur sonn- und feiertags zu sagen, sondern die Eigentums- und Systemfrage auch in alltäglichen Kämpfen thematisieren. Das bedeutet die Verbindung vom Kampf für unmittelbare Verbesserungen zum Kampf für eine grundlegende, sozialistische Veränderung der Gesellschaft zu ziehen.

Wo bist du aktiv?

Seit Jahren beim Bündnis Berlinerinnen und Berliner für mehr Personal im Krankenhaus, ich unterstütze das Bündnis soziales Berlin gegen Rassismus und NoBärgida. Außerdem bin ich Mitglied im BundessprecherInnenrat der Antikapitalistischen Linken, aktiv in der LINKE Berlin Neukölln und der SAV.

Was erwartest du vom Parteitag?

Ich hoffe, dass inhaltliche Debatten im Mittelpunkt stehen. Zum einen wie wir AfD und Nazis am effektivsten bekämpfen können und dabei die soziale Frage stellen ohne Abstriche bei der Forderung nach Bleiberecht für alle vorzunehmen. Zum anderen wie wir DIE LINKE zu einer bewegungsorientierten sozialistischen Partei aufbauen können, die weiterhin gegen alle Auslandseinsätze der Bundeswehr ist.