EM 2008: FAN-Demo gegen Rechts organisieren!

Grenzenlose Solidarität von Unten statt Profite und Überwachung von Oben
John Evers

Heineken-Leichtbier nicht unter vier Euro, Präventivhaft, Sperrzonen und Polizeikontrollen auf der einen, Gewaltexzesse und rechte ExtremistInnen auf der anderen Seite - was können wir tun, damit die EM doch zum internationalen Fussballfest wird? Natürlich gibt es keine Patentlösungen, aber doch einige
patente Ideen.

Gemeinsam gegen unfaire Abzocke

99% aller Fans (und Spieler) wollen friedliche und faire Wettkämpfe. Ihnen gilt es, eine Stimme zu geben und sie gleichzeitig vor Kriminalisierung und Abzocke zu schützen.  Während an Firmen, FunktionärInnen und PolitikerInnen tausende Gratistickets ausgegeben werden, sind offizielle Ticketpreise bis zu 600 Euro mit Sicherheit zu erwarten. Aber es kommt noch schlimmer. Diverse "Fan-Arenen"  werden die schönsten Plätze besetzen und zum Teil hohe Eintritte verlangen (kolportiert werden 8-10 Euro). Oder zumindest mittels Sicherheitsdiensten dafür sorgen, dass nur teuer gekaufte Getränke und Speisen konsumiert werden können.
Für die Organisationen der ArbeiterInnenbewegung gibt es hier Handlungsbedarf! Gemeinsam mit linken Fanklubs könnten Gewerkschaften, Arbeiterkammern und Sportvereine mit einer entsprechenden Tradition eigene Zonen mit eigenen Regeln schaffen. Räumlichkeiten, Sportplätze, ja ganze Parks (wie die Arbeiterkammer in Wien) hat diese Bewegung genug!
In diesen "Solidaritäts-Zonen" könnte ggf. sogar eine kleine linke "EM" unter Beteiligung von Gewerkschaftsmitgliedern und linken Fans aus anderen Teilen Europas ohne Kommerz und Repression abgehalten werden.
Gemeinsame FAN-Demo gegen Rassismus statt Polizeistaat
Ein in diesem Zusammenhang relativ leicht zu realisierender Vorschlag wäre eine gemeinsame FAN-Demo gegen Rassismus im Fußball. Eine solche internationale (Groß-)demonstration würde unter allen Fußballfans das Bewusstsein stärken, dass es eine Mehrheit gegen Rassismus und Gewalt gibt. Ganz im Gegensatz übrigens zu den geplanten Maßnahmen der Polizei, welche eher provozieren und damit kontraproduktiv sind.  
Zudem wird hier anlassbezogen der Polizeistaat durch die Hintertür eingeführt: Meldepflicht oder gar "Präventivhaft" sind Mittel, welche sich künftig (wie in Deutschland vor einigen Wochen) vor allem auch willkürlich gegen politisch aktive Linke und GewerkschafterInnen richten.

Beispiel Liverpool:  Internationale Solidarität ist keine Illusion

Als Mitte der 80er Jahre in Liverpool eine der größten Fussballkatastrophen aller Zeiten stattfand (38 Juventusfans wurden im Zuge von Ausschreitungen und einem Tribüneneinsturz getötet), setzte die linkssozialistische Stadtregierung der britischen Hafenstadt bemerkenswerte Zeichen. Nach der Tragödie im Heysel-Stadion nahmen die Gemeinderatsvorsitzenden Kontakt zu ArbeiterInnen-Organisationen in Turin auf und organisierten einen offiziellen Besuch, um die Probleme zu diskutieren, vor denen die ArbeiterInnen der zwei Städte standen. Dies fand trotz einer bösen Medienkampagne statt, die unter anderem behauptete, dass die Liverpooler gewalttätige Menschen seien. Ein derartiger internationalistischer Geist von Seiten der Rathäuser fehlt allerdings heute, weil hier linkssozialistische Regierung fehlen. Auch darüber sollten engagierte Fans vielleicht diskutieren.

Erscheint in Zeitungsausgabe: