Ein Jahr Widerstand, ein Jahr SLP

Protestbewegung & Medien
Michael Gehmacher

Wende gut alles gut, scheint das Motto von Krone, Presse und ORF zu sein. So mancher Posten wurde schon früh ausgetauscht - z. B. in der Wiener Zeitung. Andere änderten sich schnell freiwillig.

Die Medienlandschaft spaltet sich in zwei Lager – das kritische und das regierungstreue. Beiden ist gemeinsam, dass sie Jänner und Februar ausnutzen, um den ersten Jahrestag von Blauschwarz medien- und auflagenwirksam auszuschlachten. Und noch eine Gemeinsamkeit haben sie: Sie können keine wirklichen Analysen über das Entstehen der „Widerstandsbewegung“ und die Motive der beteiligten Menschen anbieten.
Für die Krone sind Demonstrant- und AktivistInnen gegen die Regierung Teil des „rotgrünen“ Mobs. Und für die Qualitätszeitungen eben ein „Ausdruck der sich nun auch in Österreich formierenden Zivilgesellschaft“. Die Wochenzeitung Falter veröffentlichte am Höhepunkt ein Streitgespräch diverser AktivistInnen der Protestbewegung – darunter auch SLP-Bundessprecherin Sonja Grusch. Dort meinten der Journalist Georg Hoffman-Ostenhof und der grüne Politiker Peter Pilz sinngemäß: “Die Menschen, die jetzt die Widerstandsbewegung ausmachen, brauchen keine Parteien und linken Kadergruppen.”
Dieser fromme Wunsch vieler Ex-Linker dürfte der geistige Vater vieler Artikel über die Widerstandsbewegung sein. Die Rolle von Parteien und linken Gruppen bleibt da meist unbeachtet. Der Einfluss von politischen Parteien und Gruppierungen ist aber im Großen wie im Kleinen nicht zu unterschätzten.
Die von der „Demokratischen Offensive“ organisierten Großdemonstrationen wären ohne Geld von SPÖ und ÖGB kaum möglich gewesen.
Der Einfluss von linken Parteien und Gruppen war aber oft wichtiger. Deutlich wurde dies bei der Demonstration am 12. Februar. Davor war es einigemale zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen, die auch erstmalig Wasserwerfer einsetzte. Diese Polizeiattacken führten zu einer Diffamierung der Widerstandsbewegungen in dem Medien. Die Demokratische Offensive hielt dem Druck aus den Medien nicht stand und distanzierte sich von der Kundgebung am 12. Februar. Einzelne Vertreter riefen sogar auf, sich nicht an der Demo zu beteiligen. In dieser Situation stellten die linken Gruppen – nicht zuletzt die SLP – klar, dass sie die Demonstration auf jeden Fall durchführen würden. Schließlich wurde sie ein großer Erfolg. Und auch die Donnerstagsdemonstrationen wären ohne die Initiative linker Gruppen kaum zustande gekommen.
Die Medienpräsenz der SLP hat sich in diesem einem Jahr Widerstand ziemlich verbessert. Dies kommt unter anderem im Buch “Der Ballhausplatz im Zwielicht” von Standardchefredakteur Gerfried Sperl zum Ausdruck, in dem auf ein Gespräch mit unserer Bundesprecherin Sonja Grusch zurückgegriffen wird. Insgesamt sind wir und die gesamte Linke aber nach wie vor in den Qualitätsmedien äußerst unterrepräsentiert. Wer also eine umfassende Information über das vergangene Jahr haben will, muss wohl auf unsere Publikationen zurückgreifen.

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