Die gefährliche MLM-Pyramide

Yanna Ndiaye

Jugendliche kennen das: Freizeitangebote werden teurer, das Geld weniger, gute Jobs sind Mangelware. Eine perfekte Voraussetzung für als MLM- (Multi-Level-Marketing) oder NM- (Network Marketing) Firmen getarnte Pyramidenspiele, um Jugendliche zu werben. Das Prinzip: Die Mitglieder kaufen Produkte der Firma, verkaufen diese im Bekanntenkreis und werben neue Mitglieder. Auch in Wien wird rekrutiert, indem Mitglieder als „Home Parties“ getarnte Werbe-Events organisieren. Versprochen werden unbegrenzte Möglichkeiten, finanzielle Unabhängigkeit, mehr Freizeit und flexible Arbeitszeiten. Werbefilme zeigen vor Zufriedenheit und Reichtum überschäumende Leute.

Der Schein trügt: Fast nur die GründerInnen des Unternehmens, die auf der Pyramide ganz oben stehen, verdienen wirklich dabei. Bei Herbalife, einem der größten dieser Art, erhalten nur 1,6 % aller 1,6 Millionen BeraterInnen einen Betrag der mindestens einem gut bezahltem Vollzeitjob entspricht. An der Spitze stehen nur 31 Personen, die Millionen einstreichen. Das entlarvt auch die Behauptungen, es werde damit der Kapitalismus „umgangen“, weil jedeR die Möglichkeit hätte, Geld zu verdienen. Die Produkte werden durch kapitalistische Ausbeutung hergestellt. Das nötige Startkapital, um Produkte zum verkaufen zu bekommen, stürzt Jugendliche in Schulden. Das „billigere“ „Silver Builder Package“ von „Vemma“ z.B. kostet fast 400 €. Neue Mitglieder werden jedoch genötigt, das „goldene“ zu kaufen -  für knapp 800 €.

Die Grenze zwischen legalen MLMs und illegalen Pyramidenspielen ist verschwommen, trotzdem fördert die Wirtschaftskammer MLMs. Oft, wie bei Charles Ponzi, Yimpas oder auch beim „Madoff-Skandal“ sind Unternehmen „gute MLMs“, bis sie zusammenbrechen und werden dann „böse Pyramidenspiele“. Und zusammenbrechen müssen sie: Die Basis der Pyramide bleibt früher oder später auf ihren Produkten sitzen, verschuldet sich und bricht ein, während die oben sich noch rechtzeitig aus der Schlinge ziehen können. In Albanien führte das 1997 zu schweren Aufständen, die die Regierung stürzten.
Pyramidenspiele sind keine „antikapitalistische“ oder saubere Alternative, Geld zu verdienen, sondern nur ein Weg für Wenige, an der Arbeit Anderer zu verdienen.

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