Dem geschenkten Gaul dürfen v.a. Arme nicht ins Maul schauen...

Sonja Grusch, Bundessprecherin der SLP

Pferdeleberkäs gilt als Delikatesse. Warum also die Aufregung über Pferdefleisch, das europaweit in Lebensmitteln gefunden wurde? Ob Pferdefleisch besser, schlechter oder gleichwertig ist, ist irrelevant. PrüferInnen geben Entwarnung, dass keine gesundheitsschädlichen Risiken bestehen – doch wer – aus welchen Gründen auch immer – eine Fleischsorte nicht möchte, hat das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie verloren.

Die Liste der Nahrungsmittelskandale ist lang: Frostschutzmittel im Wein, Gammelfleisch, Salmonellen, falsche Deklarationen bei Bio-Produkten, Rinderwahnsinn, Medikamenten- und Giftstoffe in Nahrungsmitteln... Bei Sicherheit und Sauberkeit wird gespart. Es wird mit gefährlichen Stoffen gearbeitet. Und mit der Deklaration von Inhaltsstoffen bzw. Herkunft nehmen die Unternehmen es nur theoretisch ernst.

Auch hier gilt: wer Geld hat, kann sich gesundes Essen leisten. Der deutsche CDU-Politiker Fischer schlug vor, das Pferdefleisch-Essen an Hilfsorganisationen zu geben. Wer kein Geld hat, hat auch keine Wahl.

PolitikerInnen fordern schärfere Richtlinien und Strafen. Die Strafen sind im Verkaufspreis einkalkuliertes Risiko, das billigere Pferdefleisch hat Extraprofite gebracht. Richtlinien werden schon jetzt ignoriert. Dass EU und Regierungen im Interesse der (Nahrungsmittel-)Wirtschaft agieren, ist nichts Neues. Da wird viel über Konsumentenschutz geredet, aber auch die Grundlage für kulinarische Grauslichkeiten gelegt. So könnte eine Konsequenz aus dem Pferdefleischskandal sein, dass die EU einen Grenzwert festlegt, bis zu dem eine Fleischsorte „verunreinigt“ sein darf. Motto: „Fünf Prozent Schwein im Rinderkebab erlaubt der Markt“. Die Absurditäten der Nahrungsmittelindustrie nehmen zu, solange Profite und nicht Geschmack und Gesundheit im Vordergrund stehen. Mahlzeit!

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