Mi 28.03.2012
Eigentlich wollte ich heute in Linz den Streik der Gemeindebediensteten unterstützen. Rund 60.000 sind betroffen, ihre Löhne und Gehälter sind mit Februar 2012 um 1 % weniger gestiegen, als die Gewerkschaft auf Bundesebene ausgehandelt hatte. Im September 2011 hat der oberösterreichische Landtag dazu den Beschluss gefasst. Seither gibt es Proteste von der Gewerkschaft – reichlich zahme und lahme allerdings, wie viele finden. „Was ist die letzten Monate geschehen?“ beschwert sich eine Pflegerin im Linzer AKH. Tatsächlich gab es im Dezember zwar eine große Demonstration, aber das war es dann auch schon. Viele KollegInnen drängen seit Monaten darauf, endlich Kampfmaßnahmen zu setzen. Doch die Gewerkschaft wartete zu und hoffte auf Verhandlungen. „Denen ist es nie um die 1% gegangen, die wollten immer nur, dass sie mitverhandeln dürfen“ meint ein Mitarbeiter im Linzer Rathaus. Die Vermutung bestätigt ein Kollege der Intensivabteilung im AKH. „Es wurde zwar ein Zelt aufgestellt, aber es gab keine Planung für den Notdienst, der auf der Intensivstation ja notwendig ist. Als hätten sie nie vorgehabt, wirklich zu streiken.“
Hunderte nehmen unsere Flugblätter, viele wollen die Liste gegen die Aussetzung des Streiks unterschreiben. Es sind v.a. Frauen aus dem Pflege- und Reinigungsbereich, die so wütend sind. „Wappler“ und „(S)Haudum“ sind noch die netteren Worte die GdG-Mitglieder über „ihren“ Vorsitzenden, verantwortlich für die Aussetzung, finden. Nur drei finden sich, die die Aussetzung verteidigen: ein GdG-Funktionär, ein SPÖ-Mandatar und ein AKH-Beschäftigter der meint, für einen Streik wäre zu wenig organisiert gewesen. Sonst überall dieselbe Stimmung: Wut, Frust und Zynismus. Viele erklären, sie haben schon Protestmails an die Gewerkschaft geschrieben. Viele meinen auch, sie werden nun aus der Gewerkschaft austreten. „Irgendwo muss ich das Geld ja reinholen, wenn die Gewerkschaft nichts tut, wozu dann dabei sein.“ erklärt eine Kollegin aus der Verwaltung. Sie und viele andere stimmen aber zu als ich meine, eine Gewerkschaft ist schon notwendig aber mit einer anderen Führung, die sich wirklich einsetzt. Gäbe es zur Zeit eine kämpferische Oppositionsgruppe in der Gewerkschaft, sie könnte viel Unterstützung und auch MitstreiterInnen bekommen.
Viele bedanken sich für unser Kommen, einige nehmen mehr Flugblätter, um sie an die KollegInnen weiter zu geben, eine Kollegin bietet an, sie selbst zu kopieren – und als wir an einem Schwarzen Brett im Rathaus vorbei kommen, an dem noch das Plakat der Gewerkschaft zum Streik hängt, hat jemand unser Flugblatt demonstrativ darauf geklebt.