Arbeitskämpfe in der Pflege und im Sozialbereich nehmen Platz auf der Theaterbühne

Michael Gehmacher, Betriebsrat bei Samariterbund - Wohnen & Soziale Dienste, Aktivist der SLP bei "sozial aber nicht blöd"

Am Sonntag den 6.3. gab es eine (bis jetzt) einzigartige Veranstaltung. Das Kosmos Theater, das Schauspielhaus Wien und „Sozial, aber nicht blöd“ gestalteten einen Nachmittag im Zeichen der Bewegungen und Kämpfe in der Pflege und im Sozialbereich. Die Veranstaltung fand bewusst am Vorabend des internationalen Frauenkampftags am 8.März statt. Die Idee geht auf eine Berliner Theater – Initiative zurück. Kämpferische und solidarische Schauspielerinnen, Dramaturginnen und Theaterangestellte besetzten die Berliner Volksbühne, und erwirkten unteranderem eine Öffnung des Theaters für soziale Bewegungen. In den letzten Jahren gelang es in verschiedenen Berliner Krankenhäusern (Charite, Vivantes und andere) wichtige Erfolge zu erreichen, etwa die Wiedereingliederung verschiedener Dienstleistungen oder ein Tarifvertrag (Kollektivvertrag) in dem eine bestimmte Mindestbesetzung vorgeschrieben ist. Über Verbindungen zu Theatermenschen und politischen Aktivistinnen in Wien (etwa auch zur SLP), gelang es auch im Wiener Schauspielhaus, die Streiks der letzten Jahre auf die Bühne zu bringen. Am Anfang des Nachmittags stand der Austausch mit extra angereisten Berliner Kolleg*innen, dann gestaltete „Sozial, aber nicht blöd“ einen Streikworkshop zum Schluss des Abends stand der persönliche Austausch beim gemütlichen Beisammensein im Vordergrund. Viele Aktivist*innen der Sozialistischen LinksPartei (SLP) nutzen die Gelegenheit um ihre Erfahrungen einzubringen.

Beindruckend war am Austausch waren z.B. die Berichte über die Aufbauarbeit im Krankenhaus. In unzähligen Teams und Stationen wurde für den Kampf für Verbesserungen geworben, es gab persönliche Gespräche mit tausenden Kolleg*innen, viele Teams wählten Delegierte für verschiedene Bewegungen und traten der Gewerkschaft VERDI bei. Die Delegierten aus dem Teams spielten eine wichtige Rolle, und versammelten sich etwa bei Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber (Stadt Berlin).  Es ging darum den Gewerkschaftsverhandler*innen den Rücken zu stärken, aber auch durch ihre Anwesenheit ihre Streikbereitschaft zu demonstrieren. So konnten auch schlechte Abschlüsse auf den Rücken der Kolleg*innen hint angehalten werden.  Spürbar war auch die starke Solidarität im Berliner Arbeitskampf! Die Bewegung wurde nicht nur von Krankenpfleger*innen alleine, sondern auch von Reinigungskräften, Verwaltungspersonal, Gärtner*innen und anderen getragen. Der große Zusammenhalt über die Berufsgruppen hinweg war eine wichtige Voraussetzung für Erfolge. In der Debatte gab es auch zahlreiche Berichte aus Österreich. So berichtete etwa Anna H., aktiv bei ROSA und SLP, von der Aufbauarbeit in der Bewegung der Pädagoginnen und der wichtigen Mobilisierung für die Proteste in den Wiener Kindergärten. Viele Kolleg*innen, Beschäftigte und Betriebsräte aus dem Wiener Sozialbereich, aus der Hauskrankenpflege und einzelnen Spitälern waren gekommen und berichteten. Dabei spielte auch ein Rückbericht über die Streikbewegung der letzten 3 Jahre eine wichtige Rolle. Viele Aktivist*innen der SLP waren in unterschiedlicher Form an dieser Bewegung beteiligt. Etwa als Beschäftigte in Streikkomitees, als Betriebsrät*innen uvm. Dazu kommt: Die SLP ist Teil der ISA –einer sozialistischen Internationale, viele Genoss*innen von uns in Deutschland, Belgien, England oder den USA sind als Gewerkschafter*innen und Aktivist*innen in Krankenhäusern und im Sozialbereich aktiv. Auch auf diese Erfahrungen können wir zurückgreifen.   

Beim Streikworkshop von „Sozial, aber nicht blöd“ ging es um verschiedene Streikformen und vorallem deren Vorbereitung im Betrieb. Es ging aber auch um eine wichtige Bilanz aus den 3 Streiks in der privaten Sozialwirtschaft und dem Streik im Notquartier Gudrunstraße. An dem Nachmittag wurde klar, wie wichtig die Organisierung im Betrieb ist. „Sozial, aber nicht blöd“ fängt dabei nicht bei null an, wir können die Aufbauarbeit der letzten Jahre nutzen. Deutlich wurde auch wie wichtige es war schon vor längere Zeit den Streik als Kampfform in die Debatte unter Aktivist*innen, Betriebsrät*innen und Gewerschafter*innen zu bringen. Die Streikbroschüre der SLP, in Folge der Streikbewegung 2003 entstanden, spielte hier eine wichtige Rolle. Sie verband schon früh, wichtige politische Punkte, mit Erfahrungen aus Streiks und konkreten Vorschlägen und Tips zur Aufbauarbeit im Betrieb. In dieser Form der Verbindung von Theorie und Praxis war sie lang einzigartig. Dieses Know-How fließt auch heute noch in unterschiedliche Bewegungen ein.    

„Sozial, aber nicht blöd“ nutzte den Abend zur Präsentation der neuen „streikbereit“- Kampagne. Bei der Kampagne geht es darum die unterschiedlichsten Aktionen die es in den letzten Monaten in der Pflege gab, zu einer gemeinsamen Bewegung, zu gemeinsamen Aktionen, und am besten zu einem gemeinsamen Streik zu bringen.  

Die Einschätzung und die Vorbereitung auf wichtige Aktionen in der Pflege und die kommenden branchenweiten Lohn-und Gehaltsverhandlungen im privaten Sozialbereich und Pflege (SWÖ, Caritas, Diakonie KV) bildeten ebenfalls einen wichtigen Teil des Abends.