Angriffe nicht nur von Heuschrecken, sondern auch von alteingesessenen Betrieben!

Der Glaube, Traditionsbetriebe würden ihre Beschäftigten besser behandeln, muss endgültig ins Reich der Märchen verwiesen werden.

Am 27.3.07 wurde auf Initiative der Gewerkschaft die Auszeichung "Responsible Manager of the Year" vergeben. GPA-DJP-Vorsitzender Wolfgang Katzian überreichte die Preise an ManagerInnen, die „nett“ und „verantwortungsbewusst“ sind. Damit wird einmal mehr der Mythos hochgehalten, es gäbe eben bessere und weniger gute ManagerInnen. Gerne nimmt die Gewerkschaft diese Trennung ja v.a. zwischen „Heuschrecken“ und „Traditionsbetrieben“ vor. Nun, Tatsache ist, dass immer mehr Betriebe versuchen, Lohnkosten mittels Erpressung zu senken. Das betrifft nicht nur „Heuschrecken“ oder relativ "neue" Unternehmen wie kik, sondern auch Alteingesessene, von denen die Gewerkschaft bisher stets glaubte, dass man auf sozialpartnerschaftlichem weg alles lösen könne.

Bank Austria macht’s vor

Die Realität sieht allerdings anders aus: Vor rund zwei Jahren kündigte das Management der Bank Austria die bestehenden Sparkassenkollektivverträge auf und setzte die für die Beschäftigten nachteiligen Bankenkollektivverträge ein. Die damalige Betriebsratsobfrau Fuhrmann hat zwar ein bisschen "Aufruhr" gespielt, die Betriebsversammlungen aber sogar - nicht betriebsstörend – tlws. in der Freizeit abgehalten und letztlich keinen Kampf organisiert. (Und auf den Betriebsversammlungen Diskussionen durch ewiglange nichtssagende "Referate" verhindert) „Belohnt“ wurde sie rund ein Jahr später für diesen Kurs, der zwar den Beschäftigten nichts brachte, aber dem Unternehmen, mit dem Wechsel in die Führungsetage der Bank Austria. Als Leiterin der Konzernrevision wird sie wohl mehr verdienen als als Zentralbetriebsrätin. Die KollegInnen blieben über – mit dem mieseren KV.

Kein Widerstand – Aida folgt

Der damalige ausbleibende Kampf gegen den KV-Wechsel hat nun negative Folgen für die Beschäftigten in einem anderen Bereich. Bei einem anderen „Traditionsbetrieb“ der Kaffee-Konditoreikette Aida hat die Konzernleitung am 1. März ebenfalls einen Wechsel des Kollektivvertrages durchgeführt. Für die rund 200 Beschäftigten - hauptsächlich Frauen – galt bisher der Kollektivvertrag für das Zuckerbäckergewerbe, an seine Stelle ist nun der Gastgewerbe-Kollektivvertrag getreten. Das bedeutet massive finanzielle Einbußen für die Frauen: Verluste bis zu 200 Euro - in manchen Fällen sogar rund um 400 - brutto im Monat sind die Folge. Die Gewerkschaft verhandelt seit Monaten, hat sich betont „konstruktiv“ gegeben – und wurde hingehalten. Die Konzernleitung vollzog den KV-Wechsel. Nun erst ruft die Gewerkschaft zu einer Protestkundgebung (30.3. 10-12.00 vor der Aida-Zentrale 21; Schönthalergasse 1) auf. Einen Betriebsrat gab es bisher auch nicht, er wird erst Mitte April gewählt. Es ist zu begrüßen, dass die Gewerkschaft die KollegInnen unterstützt, aber die Frage ist, ob nicht zu spät bzw. zu lange mit einer zu zögerlichen Taktik!

Palmers: die Nächsten

Und ein weiterer Traditionsbetrieb zeigt wo es für die Unternehmen lang geht. Sparen auf Kosten der Beschäftigten. Der Wäschefilialist bezahlt seine Verkäuferinnen in Zukunft mit einem Prämienmodell. Die Beschäftigten werden erpresst – entweder wird der neue Vertrag unterzeichnet (was bei gleicher Arbeitszeit Einkommenseinbusen von bis zu 20 Prozent bedeuten kann) oder es droht die Kündigung. Betroffen sind v.a. ältere Beschäftigte, die wenn sie den Job verlieren keine Chance auf einen neuen haben. Der Betriebsrat scheint sich bisher eher wenig für die Betroffenen eingesetzt zu haben. Was die Gewerkschaft tun wird, ist noch offen.

Gewerkschaft muss Taktik ändern

Klar ist – egal ob österreichischer Klein- bzw. Mittelbetrieb oder internationaler Multi, der Druck auf die Beschäftigten wird erhöht. Die Angst vor Jobverlust wird zur Erpressung der Beschäftigten eingesetzt. Verträge werden verschlechtert oder einfach nicht eingehalten, Betriebsräte verhindert. Das ist für immer mehr Beschäftigte die tägliche Realität. Selbst wenn man die Ansicht vertritt, die Sozialpartnerschaft hätte in der Vergangenheit Vorteile für die Beschäftigten gebracht (was wir nicht meinen) so muss man auf jeden Fall sehen, dass die Sozialpartnerschaft tot ist. Heute findet unter dem Titel Sozialpartnerschaft eine Hinhaltetaktik statt an deren Ende massive Verschlechterungen für die Beschäftigten stehen. Diesen Kurs darf die Gewerkschaft nicht mehr weiter fahren.

Einkommensverluste von 20% und mehr können sich die Beschäftigten bei Aida oder Palmers nicht leisten! Will die Gewerkschaft diese KollegInnen ernsthaft verteidigen, so ist ein kämpferischere Kurs notwendig. Die Lehren aus früheren, gescheiterten Kämpfen müssen gezogen werden. Kämpfe wie die bei Kik, Aida und Palmers müssen verbunden werden – die Probleme sind ähnlich. Die Solidarität von KollegInnen ist da – dass haben die über 8000 Solidaritätsmails anlässlich der Entlassung des Betriebsratskandidaten Fillei bewiesen. Nur reichen Mails oder auch der Gang zum Arbeitsgericht nicht aus. Fillei hat seinen Job nach wie vor nicht wieder und seine Liste wurde von kik unter fadenscheinigen Begründungen zur Betriebsratswahl nicht zugelassen. "Gemeinsames Ziel ist die Implementierung normaler sozialpartnerschaftlicher Beziehungen bei KiK", setzt der Vorsitzende der GPA-DJP, Wolfgang Katzian, den bisherigen Kurs fort. Einen Kurs, den sich die Beschäftigten nicht leisten können.